Innsbrucker Forscher fordern Risikotabelle für Finanzprodukte
Für Finanzprodukte fordern Experten der Uni Innsbruck mehr Infos. Denn es mangle laut Studie am Risikoverständnis.
Innsbruck – In einem großangelegten Experiment hat ein Forscherteam mit Beteiligung der Uni Innsbruck erhoben, wie Laien und Finanzexperten das Risiko von Finanzprodukten wahrnehmen. Das Ergebnis ist für die Ökonomen spannend: Denn, je wahrscheinlicher Verluste sind, desto riskanter sehen sie Investments. Das übliche Maß für finanzielle Risiken, die Standardabweichung von Renditen, nehme hingegen laut Forschungen keinen Einfluss auf die Risikowahrnehmung. Die Forscher fordern deshalb mehr Information bei Finanzprodukten.
„Wir haben uns angesehen, welche Faktoren die Wahrnehmung finanzieller Risiken treibt. Das Ergebnis hat uns überrascht: Die Standardabweichung der Renditen, das in der Finanzwirtschaft weitaus gebräuchlichste Maß für finanzielles Risiko, beeinflusst weder die Risikowahrnehmung von Laien noch von Experten. Stattdessen ist die Wahrscheinlichkeit, mit einem Investment Verluste zu erleiden, ein starker Indikator dafür, was sowohl Laien als auch Finanzexperten als riskant empfinden“, erläutert Felix Holzmeister, PhD vom Institut für Banken und Finanzen, einer der Ko-Autoren der Studie.
Die Forscher plädieren deshalb, analog zur Lebensmittelbranche, wo Nährwerttabellen die genauen Inhaltsstoffe auflisten, für umfassende „Risikotabellen“ bei Wertpapieren. „Stellen Sie sich vor, auf Lebensmitteln stünden plötzlich nur noch Kalorienangaben, aber keine weiteren Informationen. Ungefähr so wird derzeit über Finanzprodukte informiert“, erläutert Holzmeister. Diese „Risikotabelle“ für Finanzprodukte soll laut Forderung der Ökonomen neben der Standardabweichung der Renditen auch andere Risikomaße, vor allem die mit einem Produkt verbundene Verlustwahrscheinlichkeit, beinhalten.
Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal Management Science. Die internationalen Forscher haben für ihr 2019 durchgeführtes Experiment mehr als 2200 Finanzexperten und mehr als 4500 Laien in insgesamt neun Ländern – Brasilien, China, Deutschland, Indien, Japan, Russland, Großbritannien, USA und Südafrika – online befragt. (ver)