Hilfsorganisation

Tiroler helfen den Ärmsten in Kenia: „Wurzeln und Flügel geben“

Franz und Hermine Ferrari engagieren sich vor Ort in Kilifi, Kenia, mit dem Verein Asante für Aids-Waisen und behinderte Kinder.
© Asante

Die von Franz und Hermine Ferrari aus Nassereith gegründete Hilfsorganisation „Asante“ setzt sich für die Ärmsten der Armen im Südosten von Kenia ein.

Von Dalia Föger

Nassereith, Kilifi – Hermine und Franz Ferrari aus Nassereith, Gründer des Vereins Asante, sind seit März wieder zurück in Österreich: Über zwei Monate waren sie in Kilifi, Kenia, um dort notleidenden Menschen zu helfen, wie sie es bereits seit drei Jahrzehnten tun.

Doch heuer war es auch für das Ehepaar eine Herausforderung, wieder nach Tirol zu kommen. „Als wir Anfang März zurückfliegen wollten, war natürlich das Coronavirus bereits Thema. In Kenia spürten wir selbst noch nichts davon, die Lage war noch entspannt. Allerdings wurde unser Flug gestrichen. Ohne gute Kontakte wären wir nicht so schnell aus dem Land gekommen“, erzählt das Ehepaar.

© Asante

Mittlerweile hat sich die Lage auch in Kenia zugespitzt. Es gelten ähnliche Verordnungen wie bei uns, von Ausgangsperren über Hygienemaßnahmen. „Nur oft ist nicht mal genug Wasser da, um Essen zu machen, und Seife zählt zur Mangelware, also wie soll das ­funktionieren?“, sind die Ferraris besorgt.

Der Anblick hat uns sehr betroffen gemacht. Wir wussten, wir wollen helfen.
Franz Ferrari (Obmann Verein Asante)

Und somit ist Hilfe dort auch bitter nötig. Kenia zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Der Schwerpunkt des Vereins liegt darauf, Kindern, vor allem Aids-Waisen, zu helfen. Sie sollen durch Bildung die Chance auf eine bessere Zukunft haben.

„Indem wir Kindern die Möglichkeit geben, eine Schule zu besuchen, können wir nachhaltig helfen. Das Ganze steht und fällt natürlich mit den Geldern aus den Spenden. Ohne unsere vielen Unterstützer, denen großer Dank gebührt, wären wir nicht in der Lage, in dieser Dimension zu helfen“, weiß Asante-Obmann Ferrari.

© Asante

Begonnen hat alles 1990 bei einem Kenia-Urlaub des Ehepaars. „Wir wollten Land und Leute näher kennen lernen und haben uns eine Schule angesehen. Der Anblick hat uns betroffen gemacht. Die Kinder hatten nichts, keine Schulbänke, saßen im Dreck. Da wussten wir, wir wollen helfen“, erinnert sich Ferrari. So starteten sie mit der Idee, Schulbänke von Tischlern vor Ort machen zu lassen: „Die kosteten damals 250 Schilling“, verrät der 72-Jährige. Zurück aus Kenia erzählten sie davon ihrer Familie, Freunden und Bekannten und begannen für ihr Projekt zu sammeln. Von Jahr zu Jahr reiste das Ehepaar nach Kenia, kaufte sich in Kilifi einen Grund, baute ein Haus und verbringt seit damals jedes Jahr zehn Wochen dort. „Ich könnte mir auch vorstellen, ganz dort zu leben“, sagt der Obmann, aber für seine Frau käme das nicht in Frage: „Auch wenn Asante unseren Alltag voll im Griff hat, wir haben drei erwachsene Töchter und zehn Enkelkinder, sie nicht mehr so oft zu treffen, das ginge für mich gar nicht“, betont Hermine Ferrari.

Die extreme Armut zu sehen und mit den teils kata­strophalen Lebensbedingungen der Kinder konfrontiert zu sein, verändere einen im Denken, so der ehemalige Bauunternehmer. „Denn die Armut nimmt nicht ab, im Gegenteil, und so wurden auch unsere Projekte mehr und die Aufgaben immer größer. 1998 gründeten wir dann den Verein Asante.“

© Asante

Zu den Hilfeleistungen des Vereins, die auf Bildung setzen, zählen die 480 Patenschaften. Eine wesentliche Aktivität besteht auch in der Errichtung landestypischer Lehmhäuser für Hilfsbedürftige. Weiters werden die hygienischen Umstände in den Siedlungen durch den Bau von Toilettenanlagen verbessert. Nach wie vor im Hilfsprogramm ist ebenfalls die Schulbank-Aktion.

Zu sehen, was aus ihnen geworden ist, macht uns demütig und dankbar.
Franz Ferrari (Obmann Verein Asante)

Der Verein bietet auch medizinische Hilfe, indem Krankentransporte zum Arzt oder ins Krankenhaus bezahlt werden. In Härtefällen übernimmt er auch die Kosten für stationäre Krankenhausaufenthalte.

In der Suaheli-Sprache bedeutet „asante“ so viel wie danke. Und dankbar sind die vielen Kinder, denen das Ehepaar mit seinem großen Engagement geholfen hat.

„Zu sehen, dass aus ihnen eine Diplom-Krankenschwester, ein Lehrer oder Chemielaborant geworden ist, dafür sind wir demütig und dankbar“, so das Ehepaar. Gemäß dem Motto: „Wenn wir ihnen nicht nur Wurzeln, sondern auch Flügel gegeben haben“, sind die Ferraris glücklich.

Wer helfen will, kann dies mit einer Spende tun: Konto Sparkasse Imst, IBAN: AT87 2050 2000 0194 5955, BIC: SPIMAT21. Weitere Informationen zum Verein finden sich unter: www.asante.at

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