T-Roc Cabriolet: Ravennablau auf vier Rädern
Erste Probefahrt mit dem T-Roc Cabriolet in Tirol: Volkswagens Rückkehr zu offenen Modellen überzeugt in überwiegendem Ausmaß.
Von Markus Höscheler
Fritzens – Das nahe Italien liegt im Augenblick in unerreichbarer Ferne. Als Urlaubsdestination kommt die verlockende Halbinsel Corona-bedingt nicht in Frage, die Grenzen sind geschlossen. Offen dagegen präsentiert sich das T-Roc Cabriolet, für zwei Tage zur Verfügung gestellt vom Produzenten, bestückt mit einem Wolfsburger Kennzeichen – und lackiert mit einer Italien-Referenz: Ravennablau. Die Farbe findet sich als Zitat auch im Innenraum bei zahlreichen Dekoreinlagen wieder.
Das T-Roc Cabriolet ist eine Besonderheit, denn es ist eine Art SUV-Cabrio. Damit hatte zuvor schon die Marke Land Rover experimentiert, ein paar Jahre lang boten die Briten das Range Rover Evoque Cabriolet an, allerdings mit bescheidenem Erfolg. VW ist nun in einem Segment unterhalb des Evoque unterwegs, und zwar bei subkompakten Sport Utility Vehicles. Mit einer Länge von 4,27 Metern ist er dem kompakten Golf ebenbürtig, innen gibt er sich jedoch bezüglich verwendeter Materialien eine Nummer zurückhaltender. Zwar glänzt auch das T-Roc Cabriolet erwartungsgemäß mit guter Verarbeitung und zudem mit einem (zumindest hinsichtlich des Testwagens) volldigitalen, hochauflösenden Instrumentarium sowie einem großzügig bemessenen Zentral-Touchscreen auf der Mittelkonsole. Aber harter Kunststoff dominiert bei der Gestaltung des Armaturenbretts. Dafür im höchsten Maße überzeugend: die einwandfrei arbeitende Sechsgang-Handschaltung, die direkte Lenkung, das angemessen komfortable Fahrwerk und die Laufkultur des 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenzinmotors. Der leistet 150 PS und stemmt ein maximales Drehmoment von 250 Newtonmetern, willig und zügig setzt das Triebwerk wohldosierte Gaspedalbefehle in Vortrieb um. Während der Probefahrt genehmigte sich das Modell 7,5 Liter Treibstoff je 100 Kilometer. Damit kommt der Ottomotor dem WLTP-Resultat ziemlich nahe (6,4 bis 7,3 l/100 km; CO2-Ausstoß: 145 bis 165 g/km).
Angesichts der erlebten Fahrleistungen erlauben wir uns die Annahme, dass sich das T-Roc Cabriolet auch mit dem etwas schwächeren Dreizylinder (ein Liter Hubraum, 115 PS) passabel bewegen lassen dürfte – mit etwas weniger Temperament und einem leicht geringeren Verbrauch.
Unabhängig vom gewählten Aggregat agiert das hochwertig anmutende Stoffverdeck. Lediglich neun bis elf Sekunden vergehen, bis sich das Dach vollständig öffnet oder schließt. Eigens dafür ist nur das beharrliche Drücken einer Taste auf der Mittelkonsole zwischen den beiden Vordersitzen erforderlich. Der Mechanismus funktioniert nicht nur im Stand, sondern auch während der Fahrt, sofern das Tempo von 30 km/h nicht überschritten wird. Bei schneller Fahrt blockiert das System, wie ein Versuch während der Probefahrt an den Tag brachte.
Der offene 2+2-Sitzer (hinten gibt es von uns eine Sitzempfehlung nur für Kinder) ist in Österreich ab 30.190 Euro erhältlich, dann allerdings in Verbindung mit dem 115-PS-Basisbenziner und der Basis-Ausstattung Style. Die enthält unter anderem ein Composition-Radio, den Spurhalteassistenten Lane Assist, eine automatische Distanzregelung, eine Einparkhilfe und Komfortsitze vorne. Die 150-PS-Version ist ab 32.350 Euro verfügbar, mit der umfangreichen R-Line-Ausstattung (Navigation, LED-Frontscheinwerfer, digitales Instrumentarium) ab 38.600 Euro – jeweils in Kombination mit einem Sechsgang-Handschalter. Optional offeriert Volkswagen für den stärkeren Benziner ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen. Alternative Antriebe sind vorerst nicht geplant.