Identität der „geheimnisvollen Litzlbergerin“ geklärt

Das Geheimnis um die Identität der „geheimnisvollen Litzlbergerin“ ist gelüftet: Die Gebeine, die Wissenschafter der OÖ Landes-Kultur GmbH Ende März in einem Metallsarg in Litzlberg bei Seewalchen am Attersee entdeckt haben, stammen zweifellose von einer Anna Engl von Wagrain, die am 2. Juli 1620 im Alter von 46 oder 47 Jahren auf Schloss Litzlberg gestorben ist.

Bei Grabungsarbeiten für ein Wohnhaus waren Ende März Knochen, Holzbretter sowie ein Metallsarg entdeckt worden. Dieser lag über Jahrhunderte so gut konserviert im Erdreich, dass sowohl der weibliche Leichnam als auch die Kleidung der Toten und ihre Grabbeigaben nahezu unversehrt geblieben sind, darunter ein goldener Ring mit der Gravur „Leben an Christ“ und eine zusammenklappbare Kupfertafel, eine Grabtafel, die auch des Rätsels Lösung wurde: Mit computertomografischen Untersuchungen konnte nun die Inschrift entziffert werden, die bestätigt, dass es sich bei der Verstorbenen um Anna Engl von Wagrain, geborene Furtin handelt, wie die GmbH am Freitag mitteilte.

„Die Frau kommt ursprünglich aus Steyr“, sagte Sigrid Lehner von der Landes-Kultur GmbH zur APA. Sie war die Tochter des kaiserlichen Rates und Vizedoms von Niederösterreich, Wolf Furth und Magdalene geb. Urkauf. Durch ihre Ehe mit Simon Engl von Wagrain wurde sie Mitglied einer wohlhabenden Adelsfamilie. Der Name Wagrain hat nichts mit der Gemeinde im Salzburger Pongau zu tun, sondern mit dem Schloss Wagrain in Vöcklabruck. Die Untersuchung der Knochen hat ergeben, dass Anna Engl etwa 1,55 Meter groß, sehr zierlich gebaut und alles andere als gesund war. Sie litt an Karies, eitrigen Wurzelabszessen und hatte dunklen Zahnbelag; die Frontzähne des Oberkiefers hat sie bereits zu Lebzeiten verloren.

Weiters stellten die Wissenschafter fest, dass sie an Osteoporose, Gelenksarthrose und einem Verschleiß der Wirbelsäule litt. Ihre Hand- und Fußgelenke sind zudem stark deformiert, ein Hinweis darauf, dass sie auch mit der Gicht zu kämpfen hatte. Die kräftigen Muskelansätze an ihren Oberarmen weisen außerdem darauf hin, dass sie über längere Zeit dazu gezwungen war, an Krücken zu gehen, und sich gegen Lebensende nicht mehr selbstständig fortbewegen konnte.

Der Fund bestätigte erstmals, dass sich im 17. Jahrhundert an dieser Stelle ein protestantisches Bethaus befunden hat. Dieses ließ Simon Engl von Wagrain 1615, also fünf Jahre vor dem Tod seiner Frau erbauen. Der ebenfalls gefundene goldene Ring, den Anna Engel getragen hat, gibt derzeit noch Rätsel auf. Dieses soll in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Museum Wien gelöst werden. Für die außergewöhnlich gut erhaltenen Gewänder der Toten interessieren sich internationale Textilexperten. Ebenfalls noch auf sich warten lassen die DNA-Untersuchungen des zweiten, männlichen Skeletts.

; ab 19. Mai werden die Zwischenergebnisse der Grabung, des Fundes, der Forschung und Restaurierung in Containern am Parkplatz des Strandbads in Seewalchen zu sehen sein.)

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