Nach wochenlanger Corona-Zwangspause: Türen auf im Handel und Gewerbe
Nach fast sieben Wochen Zwangspause dürfen ab heute Samstag auch Einkaufszentren, große Geschäfte und viele Dienstleister und Handwerker öffnen.
Von Alois Vahrner
Innsbruck, Wien – Großes Aufatmen bei Handel, Dienstleistern und Gewerbe: Nach den kleineren Geschäften dürfen ab heute auch alle Geschäfte mit über 400 Quadratmetern Verkaufsfläche wieder aufmachen, darunter die Einkaufszentren, die großen Elektrohändler, Modeketten, Möbelhäuser, Sportartikelhändler sowie die größeren Autohäuser. Eingekauft werden muss mit Maske und Abstand. Die Zugangs-Vorschriften im Handel wurden zuletzt gelockert, und zwar von 20 auf 10 Quadratmeter pro Kunde.
Pro Woche büßte der Handel zuletzt etwa eine halbe Milliarde Euro Umsatz ein. Ohne Berücksichtigung des Lebensmitteleinzelhandels lag das Minus zuletzt laut KMU Forschung Austria bei 67 Prozent. Auch in den offenen kleinen Läden lagen die Umsatzausfälle wegen der bei vielen noch fehlenden Konsumlaune bei 70 bis 90 Prozent.
Größte Rabattschlacht aller Zeiten?
Aufholen lässt sich das verloren gegangene Geschäft wohl nicht mehr, glauben Experten. Die Lager sind voll und viele (nicht nur im Modebereich) locken nun mit günstigen Preisen. Unito-Chef Harald Gutschi, der unter anderem die Versandhändler Quelle, Otto und Universal verantwortet, erwartet die größte Rabattschlacht aller Zeiten. Ein Wermutstropfen des Neustarts ist auch die fehlende Gastronomie, die für den Handel stets ein Frequenzbringer ist – Restaurants und Cafés dürfen erst am 15. Mai wieder aufmachen.
Das lange Warten auf den Neustart hat ab sofort auch im Gewerbe und Handwerk ein Ende. Dienstleister und Handwerker, Friseure, Fotografen, Kosmetiker und viele andere Branchen können wieder öffnen. „Für viele von uns waren das existenzbedrohende Wochen, umso mehr freuen wir uns jetzt wieder auf unsere Kunden und unsere Mitarbeiter“, sagt der Tiroler Gewerbeobmann Franz Jirka. „Wir sind froh, endlich wieder loslegen zu können“, unterstreicht auch Berufsfotografen-Innungsmeisterin Irene Ascher. Ab sofort könne man etwa wieder Pass-, Portrait- und Familienfotos im Studio machen lassen.
Tirols Friseure „brennen“
Die Tiroler Friseure „brennen“ laut ihrem Innungsmeister Clemens Happ ebenfalls darauf, ihre Salons wieder „durchstarten“ zu können. Für die Friseure bedeuten die Schutzmaßnahmen etwa die regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Arbeitsplätzen, Kontaktflächen sowie Bürsten, Pinseln und Föhnen sowie Scheren, Schneidewerkzeugen und Kämmen nach jedem Kunden. Gesichtsvisiere sind als adäquater Ersatz für einen Mund-Nasen-Schutz erlaubt.
📽 Video | Diese Regeln gelten für den Friseurbesuch
Routiniert im Umgang mit strengen Hygienestandards sind Tirols Fußpfleger, Kosmetiker, Masseure, Nagelstudios, Piercer und Tätowierer, Visagisten und Heilmasseure. „Das kommt uns und unseren Kunden jetzt zugute“, sagt Innungsmeisterin Astrid Westerthaler. Bereits starten durften Reisebüros, Eventagenturen, Fitnesstrainer (Training im Freien mit maximal zehn Personen, Reittrainer, Solarien und die Vermietung von Sportgeräten.
Vom Hochfahren der Wirtschaft profitieren freilich noch nicht alle Branchen: Das Gastgewerbe darf am 15. Mai starten, die Hotellerie, ebenso wie Campingplätze ab 29. Mai (Dauerstellplätze bereits seit 1. Mai). Bäder dürfen ab 29. Mai aufsperren, Tierparks im Freien ab 15. Mai (Indoor ab 29. Mai, Fitnessstudios im Innenbereich am 29. Mai. Bei Seilbahnen scheint noch unklar, ob der Start Ende Mai oder erst Ende Juni erfolgen darf. Noch unklar ist ein Neustart von Tanzschulen, Kinos und Theatern.