Dutzende Tote bei Gefangenenmeuterei in Venezuela
Bei einer Meuterei in einem Gefängnis im Westen von Venezuela sind Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 46 Menschen seien getötet worden, als eine Gruppe von Häftlingen in der Haftanstalt Los Llanos in Guanare im Bundesstaat Portuguesa einen Fluchtversuch startete, meldete der TV-Sender VPI am Samstag unter Berufung auf Sicherheitskräfte. Mindestens 75 Insassen seien verletzt worden.
In anderen Medien hieß es, der Aufstand sei ausgebrochen, nachdem es Angehörigen verboten worden war, Insassen mit Essen zu versorgen, wie es in venezolanischen Gefängnissen an sich üblich ist. Die Besuchsbeschränkungen sind Teil der Bemühungen des Landes, die Ausbreitung des Coronavirus in seinen überfüllten Gefängnissen zu verhindern. Die Justizanstalten des südamerikanischen Landes sind berüchtigt für extreme Gewalt und schlechte Bedingungen.
In weiterer Folge zündeten die Häftlinge offensichtlich eine Granate, die Sicherheitskräfte schossen auf die Flüchtenden. Die Ministerin für Strafvollzug, Iris Varela, teilte der Lokalzeitung Ultimas Noticias mit, dass der Vorfall auf einen Fluchtversuch zurückzuführen und der Gefängnisdirektor erschossen worden sei. Zudem soll wegen der Aufnahme der Verletzten der Betrieb im lokalen Krankenhaus kollabiert sein. Beatriz Giron, Direktorin der venezolanischen NGO „Observatorium für Gefängnisse“, die sich für die Rechte der Insassen einsetzt, erklärte ebenfalls, dass 46 Leichen identifiziert worden seien.
Der Bischof von Guanare forderte eine Aufklärung der Ereignisse. Der Oppositionsführer und selbst ernannte venezolanische Übergangspräsident Juan Guaido schrieb auf Twitter von einem „neuen Massaker in den Gefängnissen unseres Landes“.
Im Krisenstaat Venezuela kommt es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen in den Gefängnissen. Viele Haftanstalten werden von bewaffneten Gangs kontrolliert. Vor einem Jahr kamen in einer völlig überfüllten Gefangenensammelstelle in Portuguesa bei Zusammenstößen zwischen Häftlingen und der Polizei 30 Menschen ums Leben.