Tiroler Jugendzentren drängen auf schrittweise Öffnung
In den vergangenen Wochen hat sich die Jugendarbeit vor allem auf digitale Räume verlagert. Jetzt soll der direkte Kontakt wieder hergestellt werden.
Von Nikolaus Paumgartten
Innsbruck –Not macht erfinderisch. Und so haben Sozialarbeiter und Betreuer-Teams der 90 Jugendtreffs in Tirol während der Wochen der Ausgangsbeschränkungen neue Wege gefunden, um die Kontakte so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Bei 70 der Treffs handelt es sich um solche mit einer Raumstruktur, 20 sind Anlaufstelle in Form von mobiler Jugendarbeit.
„Mitte März haben die Gemeinden die Jugendzentren geschlossen. Innerhalb kürzester Zeit haben die Teams daher auf digitale Angebote umgestellt, um gerade in dieser schwierigen Zeit weiterhin als Ansprechpersonen zur Verfügung zu stehen“, sagt Lukas Trentini vom Geschäftsführer-Team der Plattform Offene Jugendarbeit Tirol (Pojat). Das Angebot reichte vom Fitness-Training bis zum Spielen mit PS4-Voice-Chat, von Online-Watten bis hin zum gemeinsamen Basteln und Kochen. „Was man aber jetzt schon sehr stark spürt, ist der Wunsch, möglichst rasch wieder persönliche Kontakte pflegen zu können. Der digitale Austausch hat nämlich seine Grenzen“, sagt Trentini. „Wir konnten da zwar viel abfangen, aber es fehlt der direkte Kontakt, wo mehr Resonanz und mehr Interaktion möglich ist und wo sich die Unterstützung auch einfach anders anfühlt.“
Und der Unterstützungsbedarf bei den jungen Menschen ist laut Trentini groß. „Oft ist die Wohnsituation nicht ideal, vielfach haben Eltern ihren Job verloren oder sind in Kurzarbeit und daher mehr zu Hause.“ Das wiederum sorge für zusätzliche Konflikte. Auch die gewohnten Alltagsstrukturen seien den Jugendlichen weggebrochen. „Dazu schnellt die Jugendarbeitslosigkeit nach oben. Viele junge Leute haben Existenz- und Zukunftsängste“, weiß der Pojat-Geschäftsführer.
Ab Montag nimmt daher zunächst einmal die mobile Jugendarbeit in Tirol wieder ihre Arbeit in Form des persönlichen Kontakts mit den Jugendlichen auf. Schritt für Schritt sollen dann die Jugendzentren folgen. „Wir von der Plattform offene Jugendarbeit unterstützen die Einrichtungen dabei, wenn es darum geht, Möglichkeiten zu finden, den Jugendlichen unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen Angebote machen zu können“, sagt Lukas Trentini. So könnten Jugendtreffs etwa Anmeldesysteme einführen und damit die Gruppengröße zunächst einmal klein halten.
Service
👧 Nähere Informationen zur offenen Jugendarbeit in Tirol gibt es im Internet unter www.pojat.at
Wie die Öffnung im Detail aussieht, müssen die Jugendtreffs jedenfalls mit den Trägern – also Gemeinden oder Vereinen – abklären. „Ein Programm für den Sommer wird heuer besonders wichtig sein“, glaubt Trentini. Denn angesichts der Reisebeschränkungen und der angespannten finanziellen Situation in vielen Familien könne man davon ausgehen, dass viele Jugendliche heuer den Sommer zu Hause verbringen werden.
Wie sehr die Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Öffnung der Jugendzentren herbeisehnen, weiß auch Elfriede Oblasser, Geschäftsführerin des Zentrums für Jugendarbeit z6 in Innsbruck. Sie appelliert an die Politik, rasch die rechtlichen Voraussetzungen für eine umgehende Öffnung des Jugendzentrums zu klären und eine Öffnung mit Mitte Mai zu unterstützen.