G‘riss um die Achenseebahn fehlt
Auf der einen Seite wird alles versucht, um die Achenseebahn zu erhalten – nun auch mittels Denkmalschutz. Auf der anderen Seite will aber kein Unternehmen die Bahn übernehmen.
Von Walter Zwicknagl und Eva-Maria Fankhauser
Jenbach – Die Achenseebahn steht still. Keine Passagiere. Kein Geld. Kein Fahrplan. Die alte Dampflok fährt derzeit nur für Instandhaltungsarbeiten entlang der Strecke. Volle Fahrt hat hingegen das Insolvenzverfahren der Bahn aufgenommen. Erst gestern Früh fand wieder eine Verhandlung am Landesgericht Innsbruck mit Masseverwalter Herbert Matzunski statt.
Bis der Fortbestand der Bahn in trockenen Tüchern ist, wird es nach Aussage von Optimisten wohl noch einige Zeit dauern. An ein Weiterleben der historischen Bahn glaubt Direktor Martin Uhlig, der sich über ein Schreiben aus Wien freut. Es ist das Gutachten zweier Eisenbahnspezialisten, des Schweizers Toni Häfliger und des Österreichers Günter Dinhobl, in dem es um das Potenzial der Bahn hinsichtlich des Denkmalschutzes und der Aufnahme in das Unesco-Weltkulturerbe geht. „Das ging schnell. Am 21. April wurde das Gutachten vom Bundeskanzleramt beauftragt, am 12. Mai wurde das Ergebnis vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport in den Umlauf gestellt“, sagt Uhlig.
Was sagt der Denkmalschutz in Tirol dazu? „Ich habe mir für Juni eine Begehung der Trasse und allem Drum und Dran vorgenommen“, verrät Walter Hauser, Chef des Denkmalamtes in Tirol, im TT-Gespräch. Zu klären ist für ihn, wie viele bauliche Teile aus der Ursprungszeit noch vorhanden sind. „Denkmalpflege orientiert sich an den physischen Objekten“, meint er und will sich selbst ein Bild machen.
„Ich habe den Schutz fürs gesamte Ensemble im Auge. Dazu gehört nicht nur Gemauertes, sondern auch Geschmiedetes“, sagt Uhlig. Dass sich das österreichische Nationalkomitee des internationalen Rates für Denkmalpflege (ICOMOS) nun engagiert, freut ihn. Auch einen Brief des Präsidenten des TICCIH (internationaler Denkmalrat für technische Denkmäler) hält er schon in Händen. Für Freunde der Dampfbahn wäre es katastrophal, wenn die Bahn zerschlagen würde, was die „Versilberung“ ihrer Einzelteile zur Folge hätte.
„Insgesamt ist das Ensemble der Hochbauten der Achenseebahn noch weitestgehend intakt vorhanden“, bescheinigen die Gutachter Häfliger und Dinhobl. Die Zahnstangen seien noch durchgängig im Original vorhanden. Was kaum jemand weiß: Die Wegbrücke bei Eben mit dem versetzten Gewölbe sei im Eisenbahnbau als einzigartige und nach aktuellen Erkenntnissen andernorts nicht bekannte Konstruktion anzusehen. In ihrem Resümee sehen sie in der Bahn einen herausragenden Bestandteil der Eisenbahngeschichte Österreichs.
Die Landesregierung hat sich – wie berichtet – für den Erhalt der Achenseebahn ausgesprochen. Auch finanzielle Hilfe wurde zugesichert. Doch im Regierungsbeschluss steht noch mehr: „Dabei strebt die Landesregierung einen Verkauf an ein Tiroler Eisenbahnverkehrs-Unternehmen an, das den touristischen Betrieb zumindest im bisherigen Ausmaß auf der Achenseebahn sicherzustellen hat.“ Das ist wohl eine klare Ansage an die Zillertalbahn. Schon mehrfach wurde spekuliert, dass sie die Achenseebahn „retten“ soll, indem sie das Unternehmen übernimmt.
Aufsichtsrastvorsitzender Franz Hörl bestätigt, dass es im Vorjahr Gespräche mit Land und Achenseebahn gab. „Die Idee war, dass unsere Vorstände die Achenseebahn gegen ein Entgeld mitführen und unsere Fachleute leitende Funktionen übernehmen“, sagt Hörl. Doch diese Idee habe sich zerschlagen, da die Zillertalbahn selbst genug zu tun hatte. Eine neue Zwischenlösung kam dann auch nicht mehr in Frage, als die Achenseebahn einen neuen Vorstand einstellte. „Derzeit gibt es von unserer Seite kein Interesse, es gab auch keine Gespräche mehr noch irgendwelche Aktivitäten“, betont Hörl. Aber: „Wenn das Land ruft, wird sich die Zillertalbahn nicht verschließen.“
Viele andere Optionen gibt es unter Tiroler Verkehrsunternehmen aber nicht. Auf TT-Anfrage bei den Innsbrucker Verkehrsbetrieben gab es ein klares Nein und Schmunzeln auf die Frage, ob es Interesse oder Kontakt bezüglich einer Übernahme gebe. Auch das Schwazer Unternehmen Ledermair habe bisher keinerlei Gespräche dazu geführt.