Zitronen gegen tradierte Ismen
Die Schau der Künstlerin Akemi Takeya im „Im Vektor“ wurde wiedereröffnet.
Hall – Wie kleine Mahnmale liegen die gelben Früchte im gesamten Ausstellungsraum verteilt. Damit auch jedem klar ist, wo er oder sie sich befindet: in Akemi Takeyas Welt des „Zitronismus“. In die entführte die japanische Künstlerin bereits im März. Auf Einladung der Biennale Innsbruck International bespielte Takeya, die die Schnittstellen von Tanz und bildender Kunst erforscht, für einen Abend das Salzlager in Hall. Die weiterführende Ausstellung „Lemonism“ wurde wenige Schritte weiter in der Münze Hall eröffnet – und nach wenigen Tagen wegen Corona wieder geschlossen. Inzwischen ist sie umgezogen. Seit vergangener Woche kann die Schau im neuen Ausstellungsraum „Im Vektor“ in der Burg Hasegg besucht werden.
Hier wollen die Künstlerin Maria Köfler und der Kunstversicherer Steinmayr & Co künftig Raum fürs Zeitgenössische schaffen. Die Bedingungen sind dafür nicht die einfachsten. Es gibt keinen „White Cube“, sondern historische Gemäuer, die eine klassische Hängung an der Wand unmöglich machen. Es gilt also das nutzbar zu machen, was da ist. Und dafür ist „Lemonism“ ein gutes Beispiel. Die Ausstellung reagiert auf den Raum, den sie einnimmt.
Das wiederum passt auch zum inhaltlichen Ansatz Takeyas, die mit ihrem „Zitronismus“ kritisch, aber mit Augenzwinkern mit den tradierte Ismen der Kunstgeschichte arbeitet. Den Japonismus zitiert sie in einem Selbstporträt mit Zitrone, dem Aktionismus ist sie in einer aggressiven Performance, die als Projektion auf dem Boden zu sehen ist, auf der Spur. Im Sinne des Dadaismus entstanden kleine, reizvolle Figürchen, die den Münzerturm besiedeln. In Nischen sitzend begleiten sie den Besucher 204 Stufen bis ganz nach oben, wo in der Laterne des Turms der Zitronenkult mit allen Sinnen erlebbar wird. Hier rollen Früchte auf dem Boden umher, hier lässt sich, neben salziger Limonade, vor allem der Blick nach außen mitnehmen.
„Lemonism“ ist spielerischer, auch noch in Teilen improvisierter Start in einen neuen Kunstraum für Hall, der hoffentlich für Experimente offen bleibt. (bunt)