Personale von Oliver Laric in Innsbruck: Digital seiner Brille beraubter Helmträger
Oliver Laric zeigt in der Innsbrucker Galerie Widauer digitale Überformungen analoger Skulpturen.
Von Edith Schlocker
Innsbruck – Die Arbeiten des in Berlin Kunst machenden Oliver Laric in Zeiten wie diesen nach Innsbruck zu transportieren, war schwierig, was den Start seiner Personale in der Galerie Widauer um mehr als zwei Monate verzögert hat. In der der gebürtige Innsbrucker eindrucksvoll vorführt, wie er „tickt“. Dass ihn besonders alte Skulpturen inspirieren, ist unübersehbar, um auf seine sehr spezielle Weise ewig relevante und letztlich nie wirklich schlüssig beantwortete Fragen nach Urheberschaft bzw. künstlerischer Originalität durchzudeklinieren.
In Innsbruck ist der 39-Jährige im Maximilianeum und in der Hofkirche fündig geworden. Um etwa Konrad Seusenhofers Groteskenhelm aus der Zeit um 1500 und die in Bronze gegossene Figur des Theoderich zu transformieren. Sie in mehreren Stufen in etwas Neues, sehr Heutiges, letztlich beliebig Veränder- und Reproduzierbares zu verwandeln, ohne die Quelle zu verleugnen.
Diese Überformungen passieren in mehreren Stufen. Basis sind 3D-Scans von Objekten, die Laric digital überarbeitet, bevor er sie wieder ins Analoge übersetzt. In der Form von großformatigen Drucken oder skulptural. Wenn er etwa den auf einem Teller liegenden Kopf von Johannes, dessen Original im Berliner Bode-Museum verwahrt wird, in Kunstharz gießt. Die Schrift ist verschwunden, die Locken bleiben perfekt geformt, das Gesicht befindet sich allerdings im Zustand der Auflösung. Die Figur des Theoderich hat Laric zur eleganten Pose reduziert, indem er sie ihres Schwerts beraubt hat. Seusenbachers Groteskenhelm hat er dagegen digital die Brille abgenommen, die Hörner sind allerdings keine Erfindung von ihm, sondern „echt“, was auch immer das bedeuten mag.