7000 Tiroler Volksschüler legen die Fahrradprüfung ab
Nachdem das Bildungsministerium grünes Licht gegeben hat, steht dem praktischen Teil der freiwilligen Fahrradprüfung nichts mehr im Wege. Beim Lokalaugenschein in Lans bewiesen die Schüler gestern viel Wissen und große Umsicht.
Von Michael Domanig
Lans, Aldrans – Erst vor wenigen Tagen ist die Ausnahmegenehmigung des Bildungsministeriums eingelangt: Und so können rund 7000 Tiroler Volksschüler der vierten Klassen allen Umständen zum Trotz auch heuer die freiwillige Fahrradprüfung ablegen. Dafür wirken zahlreiche Beteiligte zusammen – die Tiroler Polizeiinspektionen (im Bereich Innsbruck-Stadt die Verkehrsinspektion Wilten), die beiden Verkehrserzieher der mobilen Jugendverkehrsschule und natürlich die Klassenlehrer und Eltern, die mit den Kindern in den letzten Wochen fleißig für deren ersten „Führerschein“ übten. Die gezielte Vorbereitung über die Online-Plattform des Jugendrotkreuzes, www.radfahrprüfung.at, war dabei heuer Corona-bedingt wichtiger denn je. „Über die Homepage können die Schüler genau trainieren, wie der schriftliche Test abläuft“, erklärt Philipp Schumacher, Geschäftsleiter des Jugendrotkreuzes Tirol.
In Lans legten Schülerinnen und Schüler aus der Region gestern den praktischen Teil der Fahrradprüfung ab – und zwar nicht etwa in einem Verkehrsgarten, sondern unter realen Bedingungen im echten Verkehrsgeschehen. Vom Parkplatz beim Gasthof Walzl führte die Route quer durchs Dorfzentrum und bot den Kindern viel Gelegenheit, das Gelernte unter Beweis zu stellen – vom Anhalten vor einer Kreuzung oder einem Schutzweg über das korrekte Handzeichen beim Abbiegen bis hin zum Einhalten des richtigen Abstandes vom Gehsteig. „Es ist lebenswichtig, dass sich die Schüler im Verkehr zurechtfinden“, meint Schulleiterin Brigitte Taferner von der Volksschule Aldrans. „Zugleich ist die Bewältigung einer solchen Prüfung – das Gefühl, dass man etwas schafft, wenn man gut vorbereitet ist – eine wertvolle Erfahrung.“ Im Vorfeld seien sie die Strecke mit der Schule wie auch in der Freizeit mit den Eltern mehrfach abgefahren, erzählten Schüler der 4b-Klasse aus Aldrans gestern. Umso größer war nach der Anspannung natürlich die Freude über den „Schein“.
Die Corona-Krise stelle die Verantwortlichen heuer vor besondere Herausforderungen, berichtet Wolfgang Haslwanter von der Bildungsdirektion Tirol, zugleich stellvertretender Landesleiter des Tiroler Jugendrotkreuzes: So brauche es heuer durch die Teilung größerer Klassen natürlich auch deutlich mehr Prüfungstermine – was das bei rund 350 Volksschulen in Tirol ausmacht, lässt sich erahnen. „In der intensivsten Phase der Corona-Krise hätte die Polizei gar nicht das notwendige Personal für die Prüfungen abstellen können“, betont Haslwanter. Von der Maskenpflicht – die an den Schulen gestern ausgelaufen ist – habe man bei den Prüfungen übrigens absehen können. Sitze und Lenker der bereitgestellten Fahrräder werden aber nach jeder Prüfungsrunde desinfiziert.
"Jedes Kind möchte mit zehn Jahren - und nicht erst mit zwölf - selbständig im Straßenverkehr unterwegs sein", schließt Haslwanter. "Ohne diese Prüfung hätten wir im heurigen Sommer ein Problem gehabt."