Ischgl-Kommission steht, Rohrer verteidigt Auswahl
Ronald Rohrer, Vorsitzender der Kommission zu Ischgl und dem Tiroler Krisenmanagement, hält Tiroler Experten-Beteiligung für wichtig. Erste Videokonferenz bis Anfang nächster Woche.
Innsbruck – Ganz so leicht sei die Zusammenstellung der Untersuchungskommission nicht gewesen: „Da habe ich schon alle Hände voll zu tun gehabt.“ Seit gestern hat Ronald Rohrer sein Team beisammen. Dieses soll nun bis Oktober einen Bericht zu Ischgl und dem Tiroler Krisenmanagement abliefern. International wird Aufklärung verlangt. Der Landtag hat die Kommission gefordert, die Landesregierung eingesetzt. Dazwischen lag ein wochenlanger Polit-Kleinkrieg um deren Zusammensetzung. Nun hatte Rohrer freie Hand.
Kommissions-Team
Die Experten: Vorsitzender Ronald Rohrer (ehem. Vizepräsident des Obersten Gerichtshofs); Bruno Hersche (Berater für Sicherheit- und Krisenmanagement); Winfried V. Kern (Leitender Arzt im Zentrum für Infektiologie der Uni Freiburg); Nicole Stuber-Berries (Co-Leiterin Competence Center Tourismus des Instituts für Tourismusforschung Hochschule Luzern); Alexandra Trkola (Leiterin Institut für Medizinische Virologie Uni Zürich); Karl Weber (ehem. Ordinarius des Instituts f. Öffentl. Recht der Uni Innsbruck).
Ob er dies auch genutzt hat? Bei einem ersten Blick auf die sechsköpfige Kandidatenliste (siehe Faktbox) könnten Zweifel aufkommen. Neben Rohrer selbst war auch Krisenmanager Bruno Hersche bereits durch den Landesregierungsbeschluss gesetzt. Doch auch die Namen des Infektiologen Winfried Kern sowie der Virologin Alexandra Trkola waren bereits im Zuge der ursprünglichen Idee, die Kommission auf Vorschlag der Parteien zu besetzen, von ÖVP und Grünen genannt worden. Rohrer betont auf TT-Nachfrage ausdrücklich, dass die Auswahl der Kommissionsmitglieder „meine eigene freie Wahl“ gewesen sei: „Ich bin von keiner Partei aufgefordert worden, jemanden zu nominieren.“ Auch Trkola und Kern seien auf ihren Fachgebieten „ausgewiesene Experten“.
Und wieso findet sich mit Karl Weber just auch ein Tiroler in seinem Team? Rohrer begründet dies zweierlei. Nicht nur, dass Weber im Bereich der mittelbaren Bundesverwaltung – ein Kernthema in den kommenden Untersuchungen – bereits einige wissenschaftliche Werke veröffentlicht habe, auch habe er sich bewusst für einen Tiroler entschieden, so Rohrer: „Ich halte das für richtig, wenn auf Tiroler Boden ermittelt wird.“
Weber kenne die Verhältnisse und Gegebenheiten in Tirol, wenngleich er nach „eindrücklicher Befragung“ versichert habe, weder in irgendeinem Naheverhältnis zur hiesigen Politik noch zu Ischgl zu stehen, sagt Rohrer. Allgemein hält Rohrer deshalb fest: „In der Kommission sind alles Leute, die auf einem solchen Niveau zu arbeiten gewohnt sind, dass sie den Unterschied zwischen Objektivität und Befangenheit sehr gut zu unterscheiden in der Lage sind.“
Bis spätestens Anfang nächster Woche will Rohrer sein Team als solches erstmals per Videokonferenz einberufen, um dort „Ideen für die weitere Vorgehensweise zu sammeln“. Rohrer zeigt sich weiters zuversichtlich, auch die jüngst von der Staatsanwaltschaft Innsbruck sichergestellten Akten aus der Landessanitätsdirektion sowie den Bezirkshauptmannschaften Landeck und Imst zur Verfügung gestellt zu bekommen. (mami)