6,5 Hektar Auwald mussten für Lechbaustelle weichen
Fichten und Kiefern fielen dem Life-Projekt bei der Forchacher Hängebrücke im großen Stil zum Opfer. Aufschrei der Grünen vermisst.
Von Simone Tschol
Forchach – Es trägt die banale Bezeichnung „Tiroler Lech II – C13 Forchach Aufweitung Hängebrücke“, treibt jedoch so manchem Naturliebhaber und Freund des Lechs die Zornesröte ins Gesicht. Die Rede ist vom Life-Projekt, das derzeit bei der Hängebrücke in Forchach umgesetzt wird.
Um dem Lech dort mehr Platz zurückzugeben, wurde auf einer Länge von knapp 1,3 Kilometern die rechtsseitige Ufersicherung abgetragen, auf etwa 69.500 Quadratmetern der Bewuchs zur Gänze entfernt. Der Oberboden und der Schotterboden werden auf eine Tiefe von zirka drei Metern abgetragen, die Buhnen rückgebaut. Die alte, desolate Hängebrücke wird durch eine neue, der künftigen Breite des Flussbetts entsprechende ersetzt.
Durch die Aufweitung von 60 auf 140 Meter soll in erster Linie die Ufer- und Flussdynamik erhöht werden. Auf lange Sicht soll der Lech so einen zirka sieben Hektar großen naturnahen Flusslebensraum dazugewinnen. Dynamisch umgelagerte Wasser- und Uferzonen, Schotter- und Sandbänke sollen an die Stelle des ehemaligen Fichten- und Kieferwaldes treten.
Derzeit ist das Gebiet um die Hängebrücke eine Großbaustelle. Zahlreiche Spaziergänger und Radfahrer stellen sich kopfschüttelnd die Frage, ob solch ein Eingriff in die Natur wirklich notwendig ist. Einer von ihnen ist Walter Leitgeb aus Weißenbach. „Ober- und unterhalb dieses Bereichs hat der Lech genügend Platz, sich auszudehnen. Ich sehe daher keinen Nutzen. Und da sich weit und breit auch kein gefährdeter Siedlungsraum befindet, kann ich auch keinen wesentlichen Sicherheitsaspekt ausmachen, ganz abgesehen von den Kosten.“
Der Weißenbacher nimmt hier auch die Politik in die Pflicht. „Die Grünen beklagen das Fällen einer Linde im Ortszentrum von Reutte. Dagegen gibt es keinerlei Entsetzen oder einen Aufschrei über das Fällen von Tausenden Bäumen und Sträuchern, mitsamt Komplettrodung von rund 70.000 Quadratmetern Auboden und dem Abtransport von rund 200.000 Kubikmetern Lechschotter, und das in einem deklarierten Naturschutzgebiet“, macht Leitgeb seinem Unmut in einem Schreiben an die TT Luft.
Das will Regina Karlen, Bezirkssprecherin der Grünen im Außerfern, so nicht stehen lassen. „Das ist ein Life-Projekt und wurde von Wissenschaftern erarbeitet. Die Lechaufweitung ist gut und sinnvoll, ebenso wie der Rückbau der Buhnen“, stellt Karlen klar und fügt hinzu: „Ich will hier nicht Fluss gegen Baum ausspielen. Man könnte auch nur die Buhnen zurückbauen. Dann würde jedoch über kurz oder lang der Lech den Rest erledigen und das Holz wäre auch verloren. Das will ja auch niemand.“
Karlen: „Klar sieht es im Moment furchtbar aus. Aber der Lech ist eine der letzten Wildflusslandschaften in ganz Europa. Wir müssen ihm seine natürliche Fließbreite zurückgeben – auch im Hinblick auf den Hochwasserschutz.“