Corona-Krise

„Die Chinesen könnten kaum weniger hilfreich sein“

Improvisiertes Mahnmal für die Opfer von Covid-19 vor einem Friedhof in New York. Die Metropole wurde besonders hart getroffen.
© AFP

Für die US-Regierung liegt die Verantwortung für die Pandemie vor allem bei China und der WHO, wie Botschafter Traina gegenüber der TT bekräftigt.

Von Floo Weißmann

Wien, Washington –Der US-Botschafter in Öster­reich, Trevor Traina, übt in der Corona-Krise scharf­e Kritik an China und der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Regierung von Präsident Donald Trump habe hingegen „kräftig und frühzeitig“ auf die Pandemie reagiert, sagte Traina der Tiroler Tageszeitung.

Der Diplomat wirft Chin­a vor allem vor, Informationen zurückzuhalten: „Warum haben sie Journalisten eingesperrt, die über Covid-19 gebloggt haben? Warum haben sie den Arzt, der das Wuhan-Virus ausgerufen hat, gezwungen, seine Erklärung zu widerrufen, bevor er tragischerweise selbst daran gestorben ist?“

Der Streit über Chinas Verhalten in der Pandemie ist eingebettet in globale Konkurrenz. Traina: „China hatte die Gelegenheit, sich dem Westen anzuschließen. Niemand hat sich mehr für China geöffnet als die USA. Aber das hat nicht funktioniert. Die Chinesen wollen nicht Teil unseres Klubs sein.“ In der Beziehung mit Chin­a brauche es einen radikalen Wandel.

„Die WHO existiert, um uns zu schützen"

Der WHO wirft Traina vor, China zu bevorzugen. Die USA zahlen mit 400 Mio. Dollar pro Jahr zehnmal so viel an die Weltgesundheitsorganisation wie China. „Die WHO existiert, um uns zu schützen, wir haben ihnen Geld hineingeschaufelt, und sie waren mehr darauf bedacht, China zu loben, als das zu tun, was uns geholfen hätte.“

Den Rückzug der USA aus der WHO relativiert der Diplomat. „Wir stimmen alle überein, dass es für eine erfolgreiche Zukunft international­e Kooperation in einem multilateralen Rahmen braucht.“ Die USA würden ihren WHO-Beitrag vorübergehend an ander­e Organisationen spenden, die gegen Pandemie­n kämpfen. „Sobald die WHO reformiert ist und nicht mehr so stark China verpflichtet, schließen wir uns ihren Bemühungen gerne wieder an.“

Traina stellt auch klar, wen er in der Verantwortung sieht. Er erinnert an die Schweinegrippe und SARS: „Wie oft muss der Westen in Bedrängnis geraten durch Pandemien, die von Asien kommen? Genug ist genug.“ Er glaub­e nicht, dass die westlichen Volkswirtschaften eine weitere Pandemie bewältigen können, die zugleich noch gefährlicher sein könnte. „Im Moment dürfen wir uns nicht darum sorgen, Leute vor den Kopf zu stoßen, sondern wir müssen uns um Resultate sorgen, die für die Zukunft größere Sicher­heit bringen.“

"Dadurch sind wir der ersten Corona-Welle entgangen“

Die Kritik am Krisen­management der Trump-Administration lässt Train­a hingegen nicht gelten. Kein Land sei ausreichend auf die Pandemie vorbereitet gewesen. Aber „der Präsident hat schon im Jänner die Grenze zu China geschlossen. Dadurch sind wir der ersten Corona-Welle entgangen.“ Allerdings habe das US-Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC) dann einen fehlerhaften Test ausgeliefert. „Das hat die Test-Anstrengunge­n um mehr als einen Monat zurückgeworfen.“

In Amerikas Corona-Hotspot – dem Großraum New York – sei das Virus aus Europa eingeschleppt worden, sagt Traina. Manhattan habe dann „möglicherweise ein oder zwei Wochen zu spät dicht gemacht“. Ausgangssperren liegen aber nicht im Ermessen des Präsidenten, sondern der lokalen und regionalen Behörden, betont der Botschafter.

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