Dringender Raumbedarf in der Kinderbetreuung in Innsbruck
Stadt Innsbruck muss laut Erhebung massiv in den Ausbau investieren. Höchste Priorität haben die Höttinger Au, Wilten, Pradl, Arzl und Igls.
Innsbruck – Vor eineinhalb Jahren hat Innsbrucks Bildungsstadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ) eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe initiiert, um den Raumbedarf im Kinderbildungs- und -betreuungsbereich zu erheben. Jetzt liegt eine stadtteilspezifische Analyse des Ist-Zustandes vor, ergänzt um Prognosen. Und die Ergebnisse haben es in sich: „Wir stehen vor echten Kapazitätsengpässen und müssen massiv investieren“, betont Mayr.
Hintergrund seien zum einen steigende Geburtenzahlen: Gab es bis 2012 in Innsbruck rund 1000 Geburten jährlich, sind es aktuell ca. 1200 pro Jahr – eine Steigerung um 20 %. Zugleich reduzierte der Landesgesetzgeber die maximalen Gruppengrößen von 25 auf 20 Kinder.
„Das ist pädagogisch natürlich zu begrüßen“, meint Mayr, „es braucht aber deutlich mehr Gruppen.“ Fanden 2013/14 in 96 Kindergartengruppen noch 2400 Kinder Platz, sind es aktuell in 109 Gruppen „nur“ 2180 Kinder: „Trotz Ausbaus haben wir also noch nicht die Zahl von vor sechs Jahren erreicht.“
Bis 2030 steigt die Zahl der Kinder im Kindergartenalter laut städtischen Prognosen um 350 an, das entspricht 17 zusätzlichen Gruppen in zehn Jahren. Bei den Krippen liegt der – rechnerische – Bedarf für 2030 bei 104 Gruppen (derzeit: 79). Auch im Hinblick auf den Ausbau der Ganztagsbetreuung und -schulen samt Mittagstisch sieht Mayr enormen Handlungsbedarf.
Gerade im privaten Bereich erfolge aktuell viel Wohnbau (Verdichtungen etc.), ergänzt Anne Weidner, Referatsleiterin für Raumplanung und Stadtentwicklung. Hier habe die Stadt kaum Einfluss auf die Entwicklung.
Höchste Priorität aus Sicht der Arbeitsgruppe haben Kindergartenprojekte in der Höttinger Au (Angergasse, Mitterweg, Kindergarten in der Au), Wilten (Kindergarten in der Müllerschule), Pradl (Kindergarten Panzing) sowie Arzl und Igls (wo auch Genehmigungen für bestehende Exposituren auslaufen).
Als Beispiel, dass vorausschauender geplant werden müsse, nennt Mayr Kranebitten: Dort sei 2015 ein „wunderschöner 5-Sterne-Kindergarten“ eröffnet worden, „nur leider von Anfang an um eine Schuhnummer zu klein“ – worauf die Fachabteilungen auch stets hingewiesen hätten. Ab Herbst bräuchte es im Sinne wohnortnaher Betreuung eine dritte Gruppe.
Von 2011 bis 2020 seien in Innsbruck fast 80 Mio. Euro in Neubau und Sanierung von Schulen und Kindergärten geflossen, bilanziert GF Franz Danler von der Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG): „Wir schauen immer, ob wir im Bestand erweitern können“, doch hier gebe es Grenzen. So sei etwa der Kindergarten Igls nicht mehr erweiterbar. Hier empfehle die IIG in ihrem Projektbericht eine Übersiedlung zur Schule („Bildungscampus Igls“) – wobei die Beschlüsse natürlich von der Stadtpolitik zu fassen seien. In Igls und Arzl stehe man vor Architekturwettbewerben, für den Siegl-anger und Allerheiligen seien diese schon erfolgt, eine Umsetzung 2021 geplant.
Bereits beschlossen wurden, wie kürzlich berichtet, Kindergartenerweiterungen im Saggen (in Räumlichkeiten der Daniel-Sailer-Schule) und Pradl (Kindergarten Siegmairstraße). Beim Kindergarten Wilten-West wird eine Expositur in einem frei werdenden Geschäftslokal der IIG untergebracht.
„Die Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe an die Politik sind da“, fasst Mayr zusammen, „jetzt braucht es Geld.“ Im Zweifelsfall müsse Bildung Priorität haben. Sie werde „kämpfen wie eine Löwin“, verspricht Mayr. (md)