Kinderbetreuung im Sommer: Eine Frage von Bedarf und Personal
Ein Angebotsbündel soll in den Ferien die Betreuungssituation für Kinder entspannen helfen. Die Lehrergewerkschaft ist skeptisch.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck – Die Palette reicht von der kostenlosen AK-Sommerschule Plus (Juli bis August) mit bis zu 1200 Plätzen über eine Sommermusikwoche in allen Landesmusikschulen, die Tiroler Sommerschulwochen (ab Ferienbeginn bis maximal vier Wochen) bis hin zu geförderten außerschulischen Angeboten im Vereinsbereich wie Zeltlager, Sportcamps oder Nationalpark-Kurse. Kurz: Das Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche wird vom Land Corona-bedingt ausgebaut und aufgemotzt, wie LH Günther Platter (VP) gestern im Rahmen einer Pressekonferenz verkündete.
Die Nöte von Eltern und Alleinerziehenden seien nach dem „Distance Learning“ groß, sagt Bildungs-Landesrätin Beate Palfrader. Einerseits fehlt es am nötigen Urlaub, um neun Wochen zu überbrücken, andererseits würden Kinder durch den Corona-Lockdown Lerndefizite aufweisen. Während jedoch eine Umfrage für den Kleinkindbereich – zum Erstaunen Palfraders – in den Gemeinden keinen gestiegenen Bedarf aufgezeigt habe, rechnet sie im schulischen Bereich sehr wohl damit. Allein für das Bundesangebot (letzte Ferienwochen) gebe es in Tirol bereits 900 Anmeldungen. Noch laufen die Erhebungen für das Sommerschulangebot (Lern- und Freizeitbetreuung) an den 154 bestehenden Ganztagesschulen des Landes. Auch, woher das Personal kommen soll. Aufgerufen sind Lehramtsstudierende ebenso wie der aktive Lehrkörper. Gegen Extra-Bezahlung.
Man habe zwar Verständnis für die Betreuungssituation in den Ferien, sagt Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Peter Spanblöchl. Er verortet das Konzept aber in den Betreuungsbereich: „Das hat mit Schule nichts zu tun.“ Er kritisiert die kurze Vorlaufzeit. Eine erste Info des Landes habe man erst am Freitag erhalten. Zudem seien viele Gemeinden damit überfordert. Mit einer Empfehlung hält sich die Gewerkschaft zurück: „Die Lehrer sind mündige Bürger.“
Liste-Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider begrüßt das Betreuungspaket, dieses dürfe aber keine „Eintagsfliege“ sein: „Auch künftig braucht es flächendeckende, ganzjährige und ganztägige Betreuung.“