Frauen an der Macht: Innsbrucks Politikerinnen erzählen
Drei Frauen, drei Geschichten, drei Karrieren. Christine Oppitz-Plörer, Uschi Schwarzl und Andrea Dengg sind seit über 20 Jahren im Politikgeschäft. Im Gespräch mit der TT reden sie über ihre Erfolge und Fehler.
Von Denise Daum
Innsbruck – Innsbruck scheint ein gutes Pflaster für Politikerinnenkarrieren zu sein: Hilde Zach wurde 2002 Bürgermeisterin von Innsbruck und trat damit als erste Frau an die Spitze einer österreichischen Landeshauptstadt. Bereits damals waren im Stadtsenat die Frauen in der Mehrheit – das ist auch heute so. Mit Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck), Uschi Schwarzl (Grüne) und Andrea Dengg (FPÖ) sind gleich drei der weiblichen Stadtsenatsmitglieder Politikerinnen mit jahrelanger Erfahrung.
Christine Oppitz-Plörer hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten so ziemlich jedes politische Amt besetzt, das die Stadt zu vergeben hat: Im Jahr 2000 zog sie erstmals in den Gemeinderat für die Fraktion „Für Innsbruck“ ein. Die studierte Volkswirtin war damals nicht nur berufstätig, sondern bereits zweifache Mutter. „Ich bin eine klassische Quotenfrau“, sagt Oppitz-Plörer. Den Begriff meint sie keinesfalls abschätzig. „Es braucht die aktive Suche nach Frauen.“ Und so war es auch damals: „Herwig van Staa hat eine junge, politisch interessierte Frau gesucht, die auch Familie hat.“
Eine politische Karriere hat Oppitz-Plörer ihren eigenen Worten nach nicht angestrebt. Der Wechsel in den Stadtsenat 2002 sei nicht ihre Idee gewesen. „Hilde Zach hat sehr viel Wert darauf gelegt, dass ich das Amt der Stadträtin übernehme und meine Erfahrung im Bereich Kinder und Jugend einbringe.“
2010 wurde Oppitz-Plörer Bürgermeisterin. Erst im Nachhinein sehe sie, wie fordernd dieses Amt gewesen sei. Dass ihre Arbeit als Frau anders bewertet wurde als die eines Mannes, davon ist sie überzeugt. „Bei Frauen wird nicht nur mehr Augenmerk auf Äußerliches gelegt. Wenn ein Mann etwas durchsetzt, dann ist er entscheidungsstark. Bei einer Frau heißt es, sie fährt drüber.“
Als Oppitz-Plörer 2018 die Bürgermeisterstichwahl gegen Georg Willi verlor, war der Rückzug aus der Politik keine Option: „Weil ich in meinem Berufsleben gesehen habe, dass man in jeder Funktion viel bewegen kann.“ Als Stadträtin habe sie nun mehr Zeit für Inhalte.
Als größten Fehler in ihrer politischen Karriere nennt sie, dass sie sich bei der Koalitionsbildung 2012 nicht mehr bemüht habe, die ÖVP in die Regierung zu holen. „Heute würde ich noch drei Runden drehen, um die ÖVP in meine Regierung zu bekommen.“
Die heutige Vizebürgermeisterin Uschi Schwarzl war Anfang der 90er-Jahre die erste Frau in der Geschichte Innsbrucks im Stadtsenat. „Das war damals eine richtige Altherrenriege. Für die war es nicht leicht zu akzeptieren, dass da jetzt eine Frau sitzt.“
Ihre politische Arbeit sei in all den Jahren nie darauf ausgelegt gewesen, dagegen zu sein. „Wir Grüne haben immer verantwortungsvolle Oppositionspolitik gemacht. Ich habe stets fleißig gearbeitet, mich gut vorbereitet und auch unbequeme Dinge mitgetragen“, erzählt Schwarzl. Das habe ihr die Wertschätzung der politischen Mitbewerber gebracht.
Schwarzl war nicht nur Gemeinderätin und Stadtsenatsmitglied, sondern auch drei Jahre (2003–2006) im Tiroler Landtag vertreten. Eine interessante Erfahrung, wie sie sagt. „Aber mein Herz schlägt für Innsbruck. Kommunalpolitik ist viel unmittelbarer.“
Während ihrer Zeit im Stadtsenat hat Schwarzl auch ihre beiden Kinder bekommen. „Fünf Tage nach der Entbindung bin ich schon wieder auf der Matte gestanden“, lacht sie.
Eines der schönsten Erlebnisse ihrer Karriere sei die Gemeinderatswahl 2018 gewesen. Nicht nur, dass die Grünen als stärkste Fraktion hervorgegangen sind; auch dass Georg Willi zum Bürgermeister gewählt wurde, sei „sehr emotional“ gewesen. Schwarzl verbindet demnach politische Höhepunkte nicht unbedingt mit politischen Funktionen. So habe sie auch das Amt der Vizebürgermeisterin eigentlich nicht angestrebt. „Ich mache mir nichts aus Titeln. Ich bin eine Bugglerin“, sagt Schwarzl.
Als Arbeiterin sieht sich auch Andrea Dengg, die vor 20 Jahren erstmals in den Gemeinderat einzog. Ihr politischer Ziehvater Rudi Federspiel hat sie damals auf Platz zwei seiner gleichnamigen Liste gesetzt. „Die ersten zwei Jahre im Gemeinderat habe ich nicht pipp und nicht papp gesagt“, erinnert sich Dengg. Das hat sich über die Jahre freilich geändert. Nach einer kindbedingten Pause sitzt Dengg seit 2012 wieder im Gemeinderat und bringt sich vor allem bei Sozialthemen aktiv ein. Seit zwei Jahren ist sie auch im Stadtsenat vertreten – eines ihrer deklarierten Ziele. „Mir ist bei meiner Arbeit schnell klar geworden, dass Politik nicht im Gemeinderat, sondern im Stadtsenat gemacht wird“, so Dengg.
Am Ende ihrer politischen Ziele ist Dengg noch nicht angekommen. „Natürlich strebe ich eine Regierungsbeteiligung an“, erklärt sie. Nachsatz: „Aber nicht in der aktuellen Koalition. Die streiten mir zu viel.“