Urteil

Rezeptionist veruntreute halbe Million Euro, zwei Jahre Haft

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
© Böhm Thomas

Über Jahre hatte ein 53-Jähriger das volle Vertrauen der Hoteliers. Seine Online-Spielsucht ließ 535.805 Euro verschwinden und wurde dafür nun zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Von Reinhard Fellner

Innsbruck –Spielsucht treibt immer mehr Tiroler in Geldnot und weiterführend in kriminelle Handlungen – Prozesse häufen sich. Gestern am Landesgericht wurde zum Sucht-Thema ein besonders krasser Fall verhandelt. Mit gebeugtem Haupt trat ein 53-Jähriger vor den Schöffensenat unter Vorsitz von Richterin Verena Offer.

Anklagevorwurf: Veruntreuung und Diebstahl in der Höhe von 535.805 Euro. Wo bekommt man eigentlich Zugriff zu so viel Geld? Beispielsweise in der gehobenen Hotellerie: Über 15 Jahre hatte sich der 53-Jährige bei einem Unterländer Hotelkomplex zum Chefrezeptionisten emporgearbeitet. 2013 kam der Juniorchef – und übernahm den jahrelangen Mitarbeiter als absolute Vertrauensperson. Was der Junghotelier nicht wissen konnte: Fast zeitgleich mit dem Generationswechsel im Hotel war der Chefrezeptionist der Spielsucht verfallen.

Internet-Online-Wetten kennt keinen Schutzschirm

Nicht, dass man ihn am Roulettetisch in Kitzbühel antraf – die Spielsucht des Unterländers war mit Internet-Online-Wetten viel gefährlicher und kennt keinen Schutzschirm. So konstatierte auch Gerichtspsychiaterin Gabriele Wörgötter, dass der Mann einer Spielsucht vom Typus „ICD-10“ verfallen war, welche jedoch dessen Zurechnungsfähigkeit zu den Tatzeitpunkten nicht aufgehoben hatte.

Richterin Offer zeigte sich nicht nur über den langen Tatzeitraum (über sechs Jahre), sondern auch über die Schadenshöhe verwundert: „Ja, wie gibt es denn das, dass so etwas im Hotel nicht auffällt?“

"Selbst gestellt und alles aufgeklärt"

Letztes Jahr war es dann auch aufgefallen, nachdem Umsätze und Gästefrequenz einfach nicht mehr zusammengepasst hatten. Der Hotelier: „Wir hatten den Bargeldschwund festgestellt, aber eher einen Systemfehler in Verdacht. Auf den Mitarbeiter sind wir nicht gekommen.“

Laut Verteidiger Thomas Obholzer hatte sich der 53-Jährige aufgrund des „Unrechtsdrucks“ dann selbst gestellt und alles aufgeklärt: „Es tut dem Mandanten alles ehrlich leid. Alles Geld ist verspielt. Trotzdem hat mein Mandant bereits 18.732 Euro Schaden gutgemacht“, so Obholzer. Sein Mandant arbeitet übrigens nun in einem Hotel in Vorarlberg – der Hotelie­r ist in alles eingeweiht. Für vier Saisonen muss er nun aber Ersatz für den 53-Jährigen suchen. Gestern ergingen nämlich nicht rechtskräftig zwei Jahre Gefängnis (zehn drohten). Für den Schöffensenat waren Schadenshöhe und Unrechtsgehalt für eine bedingte Haftstrafe einfach zu hoch.

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