Bilanzskandal

Finanzaufsicht bestätigt: „Insider“-Verdacht bei Wirecard

Die Wirecard-Verdachtsfälle ziehen sich quer durch das Strafregister.
© dpa

Blog-Eintrag kurz vor dem Crash des damals von Österreichern geführten Konzerns beschäftigt Justiz. Die deutsche Finanzaufsicht hat die Staatsanwaltschaft über den Verdacht des Insiderhandels beim Zahlungsdienstleister Wirecard informiert.

Aschheim – Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat die Staatsanwaltschaft München über den Verdacht des Insiderhandels beim kollabierten Zahlungsdienstleister Wirecard informiert. Eine BaFin-Sprecherin bestätigte einen entsprechenden Bericht des Handelsblatts. Darin hatte es geheißen, problematisch sei unter anderem ein Eintrag in einem Börsenforum.

Acht Tage vor dem Wirecard-Crash habe ein Nutzer in dem Internet-Forum geschrieben, dass der Bilanzprüfer EY am 18. Juni den Jahresabschluss von Wirecard nicht uneingeschränkt absegnen werde. Die Wirecard-Geschäftsführung habe keine erforderlichen Nachweise erbracht, woher erhebliche Summen als Sicherheiten auf Treuhandkonten stammten und Mitarbeiter hätten die Information weitergegeben, habe es in dem Internet-Eintrag geheißen.

Mit dem Eintrag habe der anonyme Hinweisgeber das Prüfergebnis von EY vorweggenommen, so das Handelsblatt. Wenige Tage nach dem Forums-Eintrag platzte die Bombe: 1,9 Mrd. Euro auf angeblichen Treuhandkonten von Wirecard in den Philippinen waren frei erfunden, die Bestätigungen dafür offenbar gefälscht. Der Konzern kollabierte, die Causa löste einen der größten Wirtschaftskrimis aus.

Alle in Betracht kommenden Straftaten prüfen

Schon im Frühjahr 2020 seien Konzern-Insider bei Wirecard über Probleme mit der Abschlussprüfung informiert gewesen. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München bekräftigte lediglich frühere Aussagen, dass es umfangreiche Ermittlungen gegen den ehemaligen Wirecard-Vorstandschef, den Österreicher Markus Braun, und weitere Beschuldigte gebe. Dabei würden alle in Betracht kommenden Straftaten geprüft. Zur Frage, ob auch Insiderhandel dazu gehört, wollte sie sich nicht äußern.

Zentrale Figur in dem Skandal ist neben Braun, ÖVP-Sponsor mit Kontakten ins Team von Kanzler Sebastian Kurz, auch der untergetauchte Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, der offenbar Kontakte zur FPÖ und in das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) pflegte. (TT, dpa)

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