Tourentipp

Bergtour auf die Schleinitz: Ein Gipfel, der das Wetter weiß

Unter dem Goisele geht’s noch kommod in Richtung der Neualplseen, der Gipfel (hinten links) hüllt sich in Nebel.
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Die Schleinitz in der Schobergruppe, der nördliche Hausberg von Lienz, ist diese Woche das Tourenziel. Schwierig gestaltet sich der Aufstieg nicht, unterschätzen sollte man ihn aber nicht.

Lienz – Ein Spruch, den viele Osttiroler kennen, lautet: „Hat die Schleinitz an Huat, wird’s Wetter guat. Hat die Schleinitz einen Säbel (Sabel), wird’s Wetter miserabel.“ Damit ist Folgendes gemeint: Sitzen die Wolken am Gipfel der Schleinitz auf wie ein Hut, bleibt das Wetter gut. Hängt allerdings ein Wolkenband säbelartig unterhalb des Gipfels, steht ein Wetterumschwung bevor.

Ob man sich auf diese Wetterprognose allerdings immer verlassen kann, sei dahingestellt. Unser wöchentlicher Tourentipp führt diese Woche also hinein nach Osttirol. Und zwar hinauf auf die Schleinitz (2904 Meter). Quasi auf den nördlichen Hausberg der Lienzer, westlich des Zettersfeldes gelegen.

Ausgangspunkt ist der Parkplatz im Bereich der Rottmann-Alm, kurz vor dem Zettersfeld.
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In so manchen Bergportalen wird die Tour hinauf auf die Schleinitz als einfach/leicht beschrieben. Ganz zustimmen können wir diesen Berichten nicht. Der Besuch der Schleinitz ist nicht schwierig, stimmt. Ganz auf die leichte Schulter sollte man den Aufstieg allerdings nicht nehmen:

Ein paar wenige Stellen sind nämlich drahtseilversichert und auch leicht ausgesetzt, großes Blockgestein nach den Neualplseen und unterhalb des Gipfels verlangen zudem Trittsicherheit.

Doch nun zur Tour: Heute zeigt sich die Schleinitz mit Hut, was laut Adam Riese und alter Bauernregel einen guten Tourentag verspricht. Wir sind gespannt. Von Lienz aus fahren wir mit dem Auto über Obertrum die gebührenpflichtige Asphaltstraße (7 Euro) bis kurz vor das Skizentrum Zettersfeld. Dort parken wir unterhalb der Rottmann-Alm unser Auto (1900 Meter). Von nun an geht es zu Fuß weiter.

Während der Tour zählen vor allem die Neualplseen zu den Leckerbissen.
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Zunächst wandern wir ein Stück in westlicher Richtung, direkt bei der Alm vorbei, bevor es nach Norden weitergeht. Der markierte Steig bringt uns an einem Speichersee vorbei und führt uns über weites Almengelände hinauf in Richtung Goisele. Die ersten Höhenmeter sind geschafft. Nun geht’s leicht kupiert bzw. flach in nordwestlicher Richtung weiter. Entlang der so genannten Neualplschneid wechseln wir auf die Nordseite des Kammes und wandern entlang eines schmaler werdenden Steiges zu den Neualpl­seen (2460 Meter).

War der Aufstieg bis dorthin noch ziemlich einfach, wird das Gelände nun steiniger und auch anspruchsvoller. Die grobblockigen Felsen, die uns nun erwarten, verlangen doch etwas Trittsicherheit. Insbesondere bei Nässe sind sie mitunter auch rutschig. Konzentration ist auf diesem Abschnitt der Tour gefordert. Jetzt wird es steil. Das Felsband, welches wir queren und welches leicht ausgesetzt ist, ist gut mit Drahtseilen gesichert. In Serpentinen bringt uns der Steig weiter in Richtung Schleinitz.

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Wiederum erwarten uns große Felsbrocken und Platten, die wir überwinden müssen, ehe wir das Gipfelkreuz der Schleinitz nach einer Gehzeit von rund drei Stunden (1050 Höhenmeter) erreichen. Das Wetter ist zunehmend besser geworden, das Gipfelkreuz zeigt sich uns vor tiefblauem Hintergrund, auch wenn immer wieder Nebelfetzen den Ausblick etwas trüben. Am höchsten Punkt steht das Holzkreuz nicht. Der liegt nämlich etwas weiter im Norden. Nur einen Katzensprung vom Kreuz entfernt, lohnt es sich auf jeden Fall, die fünf Minuten Gehzeit in Angriff zu nehmen. Dort öffnet sich ein atemberaubender Blick zu vielen weiteren Dreitausendern der Schobergruppe. Unweit entfernt zeigen sich etwa der Hochschober, der Großglockner oder der Sonnblick.

Das Gipfelkreuz der 2904 Meter hohen Schleinitz steht etwas tiefer als der höchste Punkt.
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Und überhaupt ist die Schleinitz ein wunderschöner Aussichtsberg. Tief im Tal liegt schmuck eingebettet die Dolomitenstadt Lienz. Die dazugehörigen Dolomiten thronen mit ihren Wänden mächtig und imposant nach Süden hin. Im Osten öffnet sich der Blick bis über das Kärntner Tor hinaus. Im Westen zeigen sich die schneebedeckten Gletscher der Hohen Tauern.

Ein wenig drängt die Zeit heute und wir steigen wieder ab. Ident mit der Aufstiegsroute, zumindest bis zu den Neualplseen. Bei schönem Wetter und im Hochsommer laden diese von Natur geschaffenen Bergseen absolut zum Verweilen ein. Für den weiteren Abstieg entscheiden wir uns, links und entlang der Neualpl­seen weiterzuwandern, das Goisele quasi zu umrunden und von Osten in Richtung Steinermandl zu marschieren. Hier muss man allerdings mit einem kleinen Gegenanstieg (Stufen) rechnen.

Das Bergrestaurant Steinermandl bietet sich deshalb auch als Einkehrschwung nach dem Besuch der Schleinitz an. Von dort geht’s leicht zurück zum Speichersee und zum Auto. Freilich kann man die Tour mit Hilfe der Bergbahnen auch um einige Höhenmeter verkürzen. Entweder man fährt mit dem Auto bis hinauf zum Zettersfeld und nimmt den Sessellift hinauf zum Steinermandl oder man fährt überhaupt von Lienz aus bequem mit der Zettersfeldbahn hinauf.

Wem die Tour auf die Schleinitz zu anspruchsvoll ist, der ist mit der Panoramarunde zu den Neualplseen und zurück gut beraten. Wer allerdings nach mehr Adrenalin und Nervenkitzel sucht, der kann die Schleinitz auch über einen Klettersteig bezwingen. Und zwar erfolgt der Anstieg über die Sattelköpfe und den Ostgrat. Die Schwierigkeiten sind mit B/C bewertet, wobei abschnittsweise auch ungesicherte Gehpassagen und leichte Kletterstellen im ersten Schwierigkeitsgrad zu bewältigen sind.

In diesem Sinne viel Spaß mit der Bergtour hinauf auf die 2904 Meter hohe Schleinitz, hoch über dem Lienzer Talkessel. (flex)

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