Neues Modell für günstiges Wohnen: Innsbruck will Mittelschicht halten
Mit einem „wohnbauförderungsnahen Modell“ möchte die Stadtregierung mehr erschwingliche Wohnungen auf den Markt bringen. Bauträger sollen über die Bebauungspläne für das Modell begeistern werden.
Von Wolfgang Otter
Innsbruck – Wohnungen sind in der Landeshauptstadt begehrt und ob der riesengroßen Nachfrage schrauben sich die Quadratmeterpreise in schier astronomische Höhen. 6000 Euro pro m² und darüber, so wurde bei einer Pressekonferenz am Donnerstag im Rathaus erklärt, sind in Innsbruck am freien Markt zu bezahlen. Das kann sich aber die so genannte Mittelschicht nicht mehr leisten. Diese fällt zudem aus den Richtlinien für städtische Wohnungen heraus. „Die Folge ist, dass Innsbrucker irgendwann wegziehen und sich im Umland etwas kaufen“, beschreibt Bürgermeister Georg Willi das Dilemma. Denn „am freien Markt ist Innsbruck viel zu teuer“, sagt BM Willi. Damit bricht der Landeshauptstadt diese Mittelschicht quasi weg.
Daher will die Stadtpolitik nach dem Motto „leistbares Wohnen“ jetzt auch in diesem Bereich einen neuen Weg gehen. Einen mit Potenzial, der sich als Modell auch für andere Kommunen bewähren kann. „Als Ergänzung zum geförderten Wohnbau und zur städtischen Vergabe von Mietwohnungen wurde ein Konzept zur Vergabe von wohnbauförderungsnahen Eigentumswohnungen entwickelt“, erklärt Willi.
Die Stadt wird von Bauträgern Eigentumswohnungen ankaufen, wie Franz Danler, Geschäftsführer der Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG), erklärt, und diese auch an den besagten besser verdienenden Kreis weiterverkaufen. Dafür wurden die Wohnungsvergaberichtlinien der Stadt geändert und unter anderem die Gehaltsgrenzen gegenüber den Wohnbauförderungsrichtlinien für diese Interessengruppe um 25 Prozent erhöht – auf 3750 Euro im Jahreszwölftel für Singles bzw. 6250 für ein Paar.
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Wer diese Grenze und noch ein paar andere Voraussetzungen einhält, kann in den Genuss einer Eigentumswohnung um 4000 Euro pro Quadratmeter kommen. Wobei die Stadt sie um 3500 Euro pro m² ankauft. Die Differenz ergebe sich durch die Kosten für die Projektentwicklung und -abwicklung „und umfasst Nebenkosten, Kosten für die Vertragserrichtung, Verkaufsabwicklung und einen Risikoaufschlag“, erläutert Danler.
Um die billigen Preise zu erhalten, will sich die Stadt eines Instruments ähnlich der Vertragsraumordnung bedienen. In diesem Fall geht es um den Bebauungsplan bzw. die Baudichte. Wer dichter, also mehr Quadratmeter bauen will, muss sich bereit erklären, Wohnungen zum „Innsbrucker Schnäppchenpreis“ im Bauprojekt zur Verfügung zu stellen.
Spekulanten will man mit den Vergaberichtlinien einen Riegel vor die Wohnungstüre schieben. So sei ein Hauptwohnsitz Voraussetzung, erklärt Amtsleiter Christian Zabernig. Zudem gibt es ein Wiederkaufsrecht und sogar ein Vorkaufsrecht der Stadt, damit bei einer späteren Veräußerung nicht ein dickes Geschäft gemacht wird.
Wie groß der Ansturm wird und wie viele Bauträger letztlich auf dieses Modell einsteigen, ist schwer zu sagen. Die Innsbrucker Immobilien Service GmbH (IISG) hat sich ca. 30 Eigentumswohnungen in der Höttinger Au und der Hans-Maier-Straße gesichert. Neben den beiden konkreten Projekten werden derzeit Gespräche für weitere fünf Vorhaben geführt. SPÖ-Vorsitzender GR Benjamin Plach spricht sich in einer Reaktion gegen einen Verkauf aus, da diese Objekte später private Investoren erwerben könnten. „Sämtliche ursprünglich geplanten Beschränkungen sind rechtlich nicht haltbar, weshalb der Verkauf dem städtischen Interesse widerspricht“, so Plach.