Tirol

Fünfte Version des Jahresplans

Hannah Crepaz, die Leiterin des Osterfestivals Tirol, ist guter Dinge, im Frühjahr abgesagte Veranstaltungen im Oktober nachholen zu können.
© Böhm Thomas

Kultur darf wieder stattfinden, doch Corona erfordert von den Veranstaltern umfassende Sicherheitsmaßnahmen und größte terminliche Flexibilität. Das Osterfestival als Fallbeispiel.

Von Markus Schramek

Hall, Innsbruck – Die politischen Vorgaben hören sich gut an: Ab September sollen bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen und mit zugewiesenen Plätzen wieder bis zu 5000 Besucher zulässig sein, im Freien gar bis zu 10.000. Doch wie stets seit Ausbruch der Corona-Krise steckt der Teufel im Detail – in den Verordnungen der Bundesregierung.

Ein Meter Abstand zwischen den Personen (Stuhlmitte zu Stuhlmitte) gilt weiter. Damit sinkt die Kapazität. Und für ein Indoor-Event mit 5000 Tickets ist zusätzlich ein spezielles Sicherheitskonzept samt Genehmigung durch die Veranstaltungsbehörde nötig. Ohne einen solchen Mehraufwand bleibt die zulässige Teilnehmerzahl in den Sälen auch im Herbst überschaubar: maximal 500 Gäste.

Hannah Crepaz, die Leiterin des Osterfestivals Tirol mit Sitz in Hall, sieht die Faktenlage pragmatisch. „In Tirol gibt es ohnehin kaum Räume, die 5000 Besuchern Platz bieten und mit einem Meter Abstand schon gar nicht.“ Crepaz musste das Osterfestival im März absagen. Sie versucht nun, gut zwei Drittel der Veranstaltungen in den Oktober zu verschieben: Oktoberfestival statt Osterfestival.

Crepaz hat im Juni und Juli in Hall Konzerte im kleineren Rahmen veranstaltet, als Probelauf für Größeres im Herbst. Ihr Eindruck: „Die Leute sind sehr diszipliniert und froh darüber, wieder Kultur live zu erleben.“ Die Ersatztermine im Herbst plant sie mit maximal 500 Köpfen. Die Events sollen im Salzlager Hall sowie im Haus der Musik und im Congress in Innsbruck über die Bühne gehen.

Zum Schutz vor Corona müssen die Veranstalter ein Pflichtenheft abarbeiten. Traubenbildungen bei der Ankunft sind tunlichst zu vermeiden, daher gibt es mehr Eingänge als üblich. Bis zum Erreichen des Sitzplatzes herrscht Maskenpflicht. „Wir benötigen doppelt so viel Personal wie vorher, um die Besucher rasch zu ihren Plätzen zu geleiten“, erzählt Crepaz. Pausen werden gestrichen, das Buffet bleibt zu, ebenso die Garderobe. Sich treffen, Kultur genießen „und in aller Sicherheit wieder gehen“, lautet die Devise.

Das Osterfestival hat bisher rund 50.000 Euro für Tickets vom ausgefallenen Frühjahr zurückerstattet. Von der vom Parlament eilig beschlossenen Gutscheinlösung – Tickets bis 70 Euro dürfen per Gutschein abgegolten werden, von besonders teuren Karten müssen maximal 180 Euro in bar zurückbezahlt werden – hält Crepaz nichts. „Die Besucher haben ein Recht darauf, selbst auszusuchen, für welche Möglichkeit sie sich entscheiden.“

Für Crepaz ist ständiges Jonglieren mit Terminen inzwischen Alltag: „Wir arbeiten an der fünften Version unseres heurigen Programms.“ Eines sei aber klar: „Veranstaltungen für maximal 100 Menschen wie im Juni wären auf Dauer nicht umsetzbar.“

Bis jetzt konnte sich das Osterfestival (Gesamtbudget: 500.000 Euro) finanziell über Wasser halten. Das Personal, Crepaz inklusive, befand sich in Kurzarbeit. „Die Fördergeber waren sehr kooperativ, auf den Fonds für Non-Profit-Organisationen des Bundes mussten aber alle sehr lange warten“, befindet Crepaz. Sie mag nicht daran denken, was es hieße, wenn der Kulturbetrieb aufgrund einer zweiten Corona-Welle erneut massiv eingeschränkt werden müsste. Nicht nur für die Haller würde es dann richtig eng.

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