Die Folgen von Corona: Der Fanfaktor spielt beim Eishockey existenzielle Rolle
Die Folgen des Coronavirus halten mit Blick auf die Ränge auch die Eishockeyliga in Atem. Der Stresspegel bei den Clubs steigt.
Von Alex Gruber
Innsbruck – Es sorgte für einen kleinen Aufschrei in der Bet-at-home Ice Hockey League, dass nach der Begehung durch die Behörde bei den Heimspielen der Innsbrucker Haie momentan nur 400 Zuseher – die TT berichtete – zugelassen wären. Die Theorie sieht seitens der Regierung ab September bei Indoor-Veranstaltungen zwar maximal 5000 Zuschauer vor, der Knackpunkt liegt aber in den Gegebenheiten der jeweiligen Austragungsstätte. „Das kann keine Mannschaft überleben“, kommentierte Dornbirn-Manager Alexander Kutzer Innsbrucks „400“ nach der jüngsten Ligasitzung in der Austria Presse Agentur.
Die Zahlen, wie viele Leute beim anvisierten Ligastart (25. September) in die Halle dürfen, sind für die Budgets der Clubs essenziell, zumal es im Gegensatz zu Fußball keine Fernsehgeld-Millionen bzw. (große) Ablösesummen gibt. Die internationale Eishockeyliga definiert sich auch mit neuem Namensgeber von Saison zu Saison. Dass die kurzweilige Puckjagd – die Vienna Capitals lagen als Publikumsmagnet vergangene Saison mit einem Schnitt von über 5000 auf Rekordkurs – seit Jahren die Leute begeistert, liegt auf der Hand.
Der Profibetrieb steht und fällt insbesondere bei den Kleinen wie dem HC Innsbruck mit den Einnahmen von den Rängen. Hilfsgelder für die Clubs, wie sie von Haie-Obmann Günther Hanschitz als Ausfallhaftungsbetrag angeregt wurden, wären eine existenzielle Option.
Christian Feichtinger, dem Geschäftsführer der Liga, lag gestern viel daran, die Bemühungen mit der Regierung nicht zu konterkarieren: „Wir stehen in sehr guten Gesprächen mit dem Sportministerium und müssen einen positiven Grundton bewahren. Es geht darum, eine Rahmenrichtlinie zu schaffen, die für alle gilt, damit wir zum anvisierten Zeitpunkt starten und so viele Spiele wie möglich austragen können – mit einem Zeitfenster nach hinten, falls was passiert.“ Die Stehplätze in den Arenen sind mit den Abstandsregeln nicht haltbar, Feichtinger hofft darauf, die Sitzplätze, bei Notwendigkeit auch mit dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, so gut wie möglich auslasten zu können.
Ein Geisterspiel erlebte der neue HCI-Coach Mitch O’Keefe als Torhüter in seinen aktiven Tagen: „Vor leeren Rängen fällt es schwer, die Emotionen hochzuhalten“, erinnert er sich. Wer von den jüngsten Try-out-Spielern (Kitzbühels Henrik Hochfilzer gilt als heiße Aktie) einen Vertrag im Haifischbecken unterzeichnen könnte, wollte er noch nicht verraten: „Jeder, der gut ist, ist interessant.“ Auch O’Keefe braucht bei der Kadererstellung konkrete Zahlen. „Es ist derzeit sehr schwierig, weil man Spieler klar machen will, die auch woanders unterschreiben können. Ich hoffe, wir können nächste Woche was fixieren.“
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