Massiver Stellenabbau

Empörungswelle nach Job-Kahlschlag bei Swarovski

Swarovski streicht heuer in Wattens 1200 Stellen, mittelfristig 1800.
© Thomas Boehm / TT

Swarovski löst mit massivem Personalabbau eine Empörungswelle aus, auch LH Platter steht in der Kritik. Er fordert nun vom Konzern einen „großzügigen Sozialplan“.

Wattens – „Fassungslos“ zeigte sich gestern nicht nur Tirols AK-Präsident Erwin Zangerl angesichts des massiven Stellenabbaus bei Swarovski. Wie berichtet, streicht der Kristallkonzern am Stammsitz in Wattens in Etappen rund 1800 Arbeitsplätze – heuer 1200 und in den kommenden Jahren weitere 600. Mittelfristig sinkt damit der Mitarbeiterstand in Wattens von zuletzt 4800 auf 3000 Beschäftigte. Einen massiven Personalabbau ließ Swarovski heuer schon vor der Corona-Krise durchklingen.

„Die Produktion wird in Billiglohn-Länder ausgelagert und vergessen, wie viel Land Tirol und die Steuerzahler in der Vergangenheit für Swarovski getan haben“, kritisiert AK-Chef Zangerl. Jetzt müsse der Steuerzahler für die nächste Arbeitsstiftung wieder tief in die Tasche greifen, „während Schwerreiche ihr Vermögen weiter mehren. Was daran sozial verträglich sein soll, muss mir Konzern-Chef und Familienmitglied Robert Buchbauer erst einmal erklären.“ Zudem werden laut Zangerl Bereiche von Marketing, Sales und Kommunikation im Schweizer Männedorf am Zürichsee angesiedelt, „wo auch Konzernchef Buchbauer herstammt. Lohnkosten werden hier vermutlich aber keine gespart“, ätzt der AK-Chef.

ÖGB enttäuscht

Auch für ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth ist das Vorgehen vor Swarovski „enttäuschend“: „Swarovski hat eine Verantwortung für seine Beschäftigten, deren Familien und das gesamte Bundesland.“

Tirols FPÖ-Obmann Markus Abwerzger sieht auch LH Günther Platter (ÖVP) in der Pflicht – eine „Massenkündigungswelle“ sei „nicht hinnehmbar“. Swarovski habe „jahrzehntelang“ von Republik und Land profitiert: „Die Konzernführung hat den Bezug zum Standort Wattens verloren.“

Auch SPÖ-Chef Georg Dornauer nimmt Platter ins Visier. „Wurde der Landeshauptmann von der Konzernführung an der Nase herumgeführt oder wusste er vom massiven Stellenabbau?“ Platter habe die Sache im Juli-Landtag nach Gesprächen mit dem Konzern ­heruntergespielt.

Platter fordert „großzügigen Sozialplan“

„Wir sind bestürzt, dass so viele Arbeitsplätze verloren gehen werden“, erklärte LH Platter. Man werde „niemanden im Regen stehen lassen“. Dem Konzern richtete er aus, dass das Land nicht im Alleingang Lösungen hervorzaubern könne: „Ich erwarte mir, dass sich der Konzern als Tiroler Leitbetrieb auch in dieser schwierigen Phase seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist und mit einem großzügigen Sozialpaket unter Beweis stellt, dass ihm Mitarbeiter, die teils über Jahrzehnte für das Unternehmen hervorragende Arbeit geleistet haben, etwas wert sind.“ (mas)