Sorge vor Corona-Clustern hält Tirols Firmen auf Trab
Maskenpflicht, Abstandsregeln und Hygienevorschriften: Unternehmen setzen alles daran, die Gefahr von Covid-Infektionen zu minimieren.
Von Benedikt Mair und Nikolaus Paumgartten
Innsbruck – Die Angst geht um vor regionalen Corona-Clustern – und macht auch vor der heimischen Wirtschaft nicht Halt. Ausbrüche in Firmen mit Hunderten Infizierten so wie jener beim Fleischkonzern Tönnies in Deutschland sollen um jeden Preis vermieden werden.
Mit durch das Coronavirus entstandenen Herausforderungen früh konfrontiert wurde die Plansee-Gruppe. „Durch unseren Standort in China“, sagt Karlheinz Wex, Vorstandssprecher des Außerferner Konzerns. „Das half uns bei der Umsetzung von Maßnahmen an den weiteren Produktionsstätten.“ Zwei wesentliche Ziele bilden Wex zufolge die Basis für das Sicherheitskonzept des Unternehmens: „Zum einen der Schutz der Mitarbeiter. Bei uns hat sich noch immer keiner auf der Arbeit mit dem Virus infiziert. Zum anderen muss der Betrieb aufrechterhalten werden.“
Seit März gelten im Plansee-Werk im Außerfern etwa strenge Abstandsregeln und eine Maskenpflicht für jene, die sich abseits des Arbeitsplatzes bewegen. „Der Speisesaal wurde früh geschlossen. Und auch heute gibt es dafür nur limitierten Zugang“, sagt Wex. „Und wir sind extrem restriktiv, was Dienstreisen angeht.“ Wichtig sei auch Bewusstseinsbildung: „Immer wieder haben wir die Leute dafür sensibilisiert aufzupassen, auch zu Hause, und ihnen klargemacht, dass die Krise nicht überstanden ist.“ Und wenn sich die Situation verschlechtert? Wex: „Wir müssen die Maßnahmen nicht verschärfen, weil wir sie nie gelockert haben.“
Information über Hygiene, Abstandsregeln und das Tragen von Masken gehören auch beim Brennerbasistunnel zu den wichtigsten Pfeilern des Covid-Konzeptes. Erwin Reichel, zuständig für die Sicherheit bei der BBT SE, nennt einen „vernünftigen Umgang mit dem Thema“ essenziell. „Räume und Fahrzeuge werden desinfiziert, Besucherzahlen der Kantinen reduziert, viele Mitarbeiter sind im Home-Office.“ Noch gab es keinen Corona-Fall beim BBT. „Wenn, dann arbeiten wir eng mit den Behörden zusammen, um Kontaktpersonen zu erheben.“
Bei Sandoz mit den Standorten in Kundl und Schaftenau steht man als systemrelevanter Betrieb seit Ausbruch der Pandemie in ständigem und regelmäßigem Austausch mit der Landessanitätsdirektion und der Bundesregierung. „Und wir waren den von der Regierung festgesetzten Maßnahmen zeitlich immer etwas voraus“, betont Konzernsprecherin Julia Ager-Gruber. Nachdem Mitarbeiter bereits frühzeitig ins Home-Office geschickt wurden, erfolgt nun eine langsame und schrittweise Rückkehr. Ein umfassendes Konzept regelt unter anderem, wie viele Mitarbeiter sich gleichzeitig in Räumen aufhalten oder dass Aufzüge nur von einer Person benützt werden dürfen. Eingeführt wurde zudem ein Warnstufensystem, das derzeit auf „Gelb“ steht. Das bedeutet, dass ein Sicherheitsabstand von zwei Metern eingehalten werden muss. Wo das nicht möglich ist, ist eine Schutzmaske Pflicht.
Umfassende Sicherheitskonzepte hat auch die Firma MPreis für Filialen, Lager, Produktionsbetriebe und Service-Center umgesetzt. Gestaffelte Pausenzeiten, Zoneneinteilungen im Lager sowie das Einhalten der Sicherheitsabstände und strenge Hygienerichtlinien sollen Cluster im Betrieb verhindern. In der Metzgerei werden Astrohauben mit integrierter Mundbedeckung verwendet. Diese Regelungen wurden durch Abstandsregeln und eine Beschränkung der Personenanzahl in Gemeinschaftsräumen ausgeweitet. Externe Personen erhalten nur in Ausnahmefällen Zugang.
Bei Tirol Milch, Teil der Berglandmilchgruppe, gilt seit drei Wochen wieder eine Maskenpflicht. Drehkreuze an den Eingängen zu den Betriebsstätten geben den Weg für Mitarbeiter erst dann frei, wenn zuvor der Handdesinfektionsspender aktiviert wurde, wie Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer erklärt. Mitarbeiter, die ihren Urlaub in einem Land verbringen, in dem ein größeres Infektionsrisiko besteht als in Österreich, müssen einen in Österreich durchgeführten negativen Corona-Test nachweisen, bevor sie an den Arbeitsplatz zurückkehren dürfen. „Die Wartezeit von zwei Tagen bis zum Vorliegen des Ergebnisses bekommen sie von uns frei“, sagt Braunshofer.