„Ein Schulstart wie vor Corona“: Vorerst keine Rückkehr zur Maskenpflicht in Tirol
In manchen deutschen Schulen gilt wieder Maskenpflicht. Österreichs Bildungseinrichtungen geht das noch zu weit. Steigt die Zahl der Covid-Fälle, plädiert Tirols Bildungslandesrätin Palfrader für die Rückkehr der Maske.
Von Amina Stainer
Innsbruck – Schulstart im Herbst 2020 – was für Tirols Schülerinnen und Schüler schon vor Corona mit Aufregung verbunden war, ist es heuer umso mehr. Und stellt auch Politik und Bildungseinrichtungen vor neue Herausforderungen. Denn über allem steht die Frage über eine Rückkehr zur Maskenpflicht in Schulen. Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) verweist bei dieser Diskussion auf die Verantwortung des Bundes. „Der aktuelle Stand ist, dass es im Herbst keine Maskenpflicht in den Schulen geben wird.“ Diese Entscheidung sei jedoch von der weiteren Entwicklung der Covid-Zahlen abhängig. Sollten diese erneut ansteigen, sei die Wiedereinführung der Maskenpflicht sicherlich eine Option. „Ich schließe es nicht aus“, sagt Palfrader.
Auch Bildungsdirektor Paul Gappmaier lehnt die Maskenpflicht im Bildungsbereich nicht kategorisch ab. „Bis zum Start im Herbst ist noch ein Monat Zeit. Wir müssen schauen, wie sich die Situation entwickelt.“ Momentan sei dafür jedoch keine „virologische Notwendigkeit“ gegeben. „Ich bin kein Mediziner, aber soweit ich weiß, gehören Kinder nicht zu den Superspreadern. Außerdem zählen Schulen nicht zu den großen Infektionsherden.“ Für Gappmaier sei besonders wichtig, dass die Kinder auf dem Weg zur Schule und nach Hause einen Mund-Nasen-Schutz tragen – in den öffentlichen Verkehrsmitteln gelte die Maskenpflicht ohnehin.
In Deutschland wird das etwas anders gesehen, dort ist die Diskussion über einen Unterricht mit Mund-Nasen-Schutz bereits in vollem Gange. Vergangenes Wochenende forderte etwa CDU-Bildungsministerin Anja Karliczek in einem Interview mit der Welt am Sonntag eine Maskenpflicht in Schulgebäuden. Für Hamburgs Schüler ist der Mund-Nasen-Schutz bereits Pflicht. Das hat der zuständige Schulsenator Ties Rabe bereits angekündigt. Während der Pause und auf dem gesamten Schulgelände muss eine Maske getragen werden, erst am Platz darf sie abgenommen werden. Nur Grundschüler bis zehn Jahre sind von der Verordnung ausgenommen. Auch Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie die Hauptstadt Berlin wollen einem weiteren Corona-Anstieg im Schulbereich mit Masken entgegenwirken.
Diskutiert wird freilich auch in Österreich, von einer generellen Pflicht will die Politik hierzulande aber noch nichts wissen. „Anfang Juli gab es eine Konferenz der Bildungsreferenten“, sagt Landesrätin Beate Palfrader. „Dort haben wir auch verschiedene Szenarien durchgespielt.“ Denn dass es jeden Tag zu neuen Entwicklungen und Wendungen im Infektionsgeschehen kommen könne, hätten besonders die Corona-Cluster der letzten Wochen gezeigt. „Gerade bei St. Wolfgang haben wir gesehen, wie schnell sich die Situation verschlechtern kann.“
Als gesichert gilt jedoch, dass es im Falle eines erneuten Corona-Ausbruchs einen Strategiewechsel geben wird. Statt der bisherigen allgemeinen Shutdowns, die auch im Bildungsbereich zu Beginn der Corona-Pandemie Anwendung fanden, soll es vielmehr zu regionalen Schulschließungen kommen. Dazu weist Bildungsdirektor Gappmaier auch auf die geplante Corona-Ampel hin, nach deren Einführung solche Schritte möglich werden sollen. „Wir stimmen uns kontinuierlich mit dem Gesundheitsministerium ab.“
Gute Nachrichten gibt es jetzt schon für alle berufstätigen Eltern. „Auch wenn regional auf Fernunterricht umgestellt werden muss, wird in den Schulen immer ein Notbetrieb aufrechterhalten bleiben“, betont Paul Gappmaier. Im konkreten Fall bedeutet das, dass Eltern ihre Kinder im Falle einer Schließung trotzdem in die Schule schicken können, falls es zuhause keine Möglichkeit zur Betreuung gibt.
Damit das Risiko regionaler Lockdowns möglichst klein gehalten wird, sind laut Landesrätin Palfrader gerade auch die Erwachsenen gefordert. An diese richtet sie den Appell, die geltenden Hygienemaßnahmen auch wirklich einzuhalten. Dazu zähle „Hände waschen, Abstand halten und natürlich die Maskenpflicht in Öffis und Supermärkten“.
Medizintests als Sommer-Großereignis
Mit mehr als einem Monat Verspätung finden am 14. August doch noch die österreichweiten Medizinaufnahmetests statt. In Innsbruck, Wien, Graz und Linz bewerben sich rund 16.000 Teilnehmer für einen der begehrten 1740 Studienplätze. 400 davon werden in Innsbruck angeboten. Hierzulande sind aufgrund der Verschiebung über zehn Prozent der ursprünglichen Anwärter von der Anmeldung zurückgetreten. Wegen der Corona-Auflagen finden die Tests heuer an sechs statt vier Prüfungsorten statt. Die Innsbrucker Uni veranstaltet die Aufnahmetests am Messegelände Innsbruck.
Die Universität Wien prüft einen Teil der Bewerber in der Messe Salzburg, darunter auch jene aus Tirol. Das Sicherheitskonzept sieht bestimmte Vorschriften wie eine Maskenpflicht am Testgelände, einen Ein-Meter-Mindestabstand sowie gestaffelte Einlässe vor. Angehörige von Risikogruppen dürfen den Test in abgegrenzten Räumen schreiben. In Wien und in Linz unterzieht sich das Personal vor Ort vorab einem PCR-Test.