KTM setzt in vierter MotoGP-Saison Meilenstein

Das oberösterreichische KTM-Team hat am Sonntag den Lohn für jahrelange Anstrengungen und Investitionen in der Motorrad-Königsklasse geerntet. Brad Binder holte im Grand Prix von Tschechien in Brünn den MotoGP-Premierensieg für die Marke, die sich zuvor im Geländesport und den kleineren GP-Klassen einen Namen gemacht hatte.

Team-Manager Mike Leitner freute sich über einen „wunderbaren Tag“. Der Ex-Rennfahrer leitet das Engagement im Straßenrennsport seit Beginn und rief nach dem Triumph in der vierten vollen Saison den oft beschwerlichen Weg in der MotoGP-Kategorie in Erinnerung. In der neuen Werkszentrale in Munderfing arbeiten rund 100 Personen an dem Prestige-Projekt. „Wir hatten nicht die Erfahrung der anderen Marken, gegen die wir antreten. Es ging auf und ab in den vergangenen drei Jahren, aber der Lohn ist unglaublich“, erklärte der Oberösterreicher.

Die neuerliche Steigerung der orangefarbenen RC16 hatte sich in der wegen der Pandemie spät gestarteten Saison schon angedeutet. „Wir haben schon in Jerez gesehen, dass wir viel näher an der Spitze dran sind“, sagte Leitner. „Und auf dieser langen, technischen Strecke in Brünn haben wir mit unserer technischen Philosophie den Job erledigt.“ KTM vertraut als einziges Team auf einen Stahlgitterrohrrahmen sowie auf Fahrwerkskomponenten der Tochterfirma WP Suspension.

Die Fahrer setzten in Brünn alles perfekt um. Binder überholte den WM-Spitzenreiter Fabio Quartararo (FRA/Yamaha) und neun Runden vor Schluss auch dessen führenden Markenkollegen Franco Morbidelli und feierte vor dem Italiener in seinem erst dritten Rennen in der Königsklasse den Premierensieg eines Südafrikaners. „Davon habe ich geträumt, seit ich ein kleiner Bub war. KTM hat mir ein irres Bike gegeben und am Ende waren es die verrücktesten zehn Runden meines Lebens. Es war unglaublich!“, erklärte der Ex-Moto3-Champion. Mit dem Sieg zwei Tage vor seinem 25. Geburtstag verbesserte er sich auf den fünften Gesamtrang.

Wäre nicht der Spanier Pol Espargaro im Duell um den dritten Rang mit dem später drittplatzierten Ex-KTM-Piloten Johan Zarco (FRA/Ducati) unverschuldet ausgeschieden, wäre für KTM noch mehr möglich gewesen. „Wir könnten nicht glücklicher sein, aber es hätte sogar noch mehr herausschauen können“, meinte Leitner, der sich auch über den sechsten Platz des Portugiesen Miguel Oliveira aus dem KTM-Tech-3-Rennstall freute.

Der Erfolg sei das Verdienst von jedem einzelnen Mitarbeiter, merkte Leitner an und dankte dem Vorstand für die großen Investitionen. „Jetzt geht‘s zu unserem Heim-Grand-Prix und wir werden ab dem ersten freien Training hart arbeiten.“ Am Freitag stehen die ersten freien Trainings auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg auf dem Programm. Weltmeister Marc Marquez, dessen Bruder Alex in Tschechien über den 14. Platz für das Honda-Team nicht hinauskam, wird nach einer zweiten Schulteroperation wohl auch im Österreich-GP fehlen.

Pit Beirer, der Motorsportchef von KTM, sprach von einem historischen Tag für die Firma und das Team. „Das ist der Lohn für so viel harte Arbeit. Wir wussten, dass unser Bike heuer noch besser ist, und das ist kein Zufall.“ Das Testteam um die Piloten Mika Kallio und Dani Pedrosa habe sich ein Jahr lang größte Mühe gegeben, damit die RC16 nun so dastehe. „Am Ende des Tages braucht man einen fantastischen Piloten, der das umsetzt, und Brad hat den Sieg geschafft. Das ist ein unglaubliches Gefühl, darauf können wir aufbauen.“

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