Corona-Krise

Après-Ski wird zur heißen Kartoffel: Ruf nach Regelungen wird laut

Feiern draußen geht noch. Feiern drinnen ist eher schlecht, weil das Infektionsrisiko steigt. Après-Ski gilt in der deutschen Presse als Synonym für „Virenschleuder“. Bis dato hatte man sich gut amüsiert.
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Après-Ski-Betreiber sind ratlos und sprechen von der „medialen Hinrichtung“. Klare Regelungen fehlen. Landeshauptmann Platter sieht den Bund gefordert. Ruf nach Sperrstunde und Sitzplatzbeschränkung.

Von Anita Heubacher

Innsbruck – Die nächste Winter­saison kommt bestimmt und eigentlich sollte sie bereits beworben werden. Nur, nachdem Ischgl und Après-­Ski vor allem im Hauptmarkt Deutschland ein Synonym für „Virenschleuder“ geworden sind, will sich nun keiner die Finger am ­Après-Ski verbrennen. Hunderte Skifahrer hatten von der Bar „Kitzloch“ aus das Coronavirus nach ganz Europa verschleppt.

Es hätte auch die „Schatzi-Bar“ oder sonst eine sein können, und es hätte nicht Ischgl, sondern auch einen Skiort in der Schweiz, in den Dolomiten oder in Frankreich treffen können. Après-Ski gibt es auch dort. Mit den genannten Destinationen wolle man sich absprechen und gemeinsame Grundstandards erarbeiten, sagt Gesundheitsminister Rudol­f Anschober von den Grünen. An Konzepten werd­e dort getüftelt. In Österreich gibt es jedenfalls noch keines.

„Das wäre jetzt voreilig, mit Regelungen vorzupreschen, ohne sich mit dem Bund abgestimmt zu haben.“ Günther Platter, ÖVP (Landeshauptmann)
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Weder in Wien noch in Tirol. LH Günther Platter meinte gestern, er wolle keinen Alleingang Tirols. Die Bundesebene möge „zeitnah“ entscheiden. ÖVP-Wirtschaftsbundobman­n Franz Hörl fordert eine frühe Sperrstunde für die Après-Ski-­Lokale zwischen 17 und 18 Uhr und Sitzplatzbeschränkungen.

Sitzen und Après-Ski? Wie soll denn das funktionieren? „Indem man Regeln aufstellt“, sagt Alexander von der Thannen. Obmann des Tourismusverbandes Ischgl, Hotelier und Gastronom. Wie die genau aussehen, weiß von der Thannen auch nicht. Er betreibt eine Disco und eine Après-Ski-Bar in Ischgl.

„Wir brauchen ganz klare Vorgabe­n der Behörden: Was ist Après-Ski und was nicht?“ Alexander von der Thannen (TVB-Obmann Ischgl, Gastronom)
© TVB Paznaun

Reglementierungen wird es geben und das Après-Ski der heurigen Saison wird die Fans dieser Unterhaltung eher nicht zum Buchen animiere­n. Fünf Gäste pro Tisch, die am besten sitzen bleiben sollen? Dazu wird die Musik nicht mehr so laut sein, ist eine Überlegung. Mitsingen oder mitgrölen, Party machen? Eher Fehlanzeige.

Der Unmut in der „Branche“ ist ob der fehlenden Ansagen der Politik und der fehlenden Regeln jedenfalls groß. Kaum einer will nach der „medialen Hinrichtung“ öffentlich auftreten. Es geht um viel. Um viel Umsatz und auch um viele Jobs.

„Auch in der Schweiz oder Italien wird an Konzepten gearbeitet. Wir wollen gemeinsame Grundstandards.“ Rudolf Anschober, Grüne (Gesundheitsminister)
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Alexander von der Thannen weist darauf hin, dass Après-Ski keine Branche ist. Wie soll das rechtlich halten, wenn man Lokalen eine früh­e Sperrstunde verordnet? In der Après-Ski-Bar ist Schluss, und an der Hotelbar, im Pub geht es dann weiter? „Das Pro­blem wird sich verlagern“, ist sich von der Thannen sicher. Der Ischgler Hotelier stellt die Frage an die Städter: „Was ist denn ein After-Work-Treffen, was ein Studentenfest, was eine Party im Lokalinneren?“

Derzeit sperren die Nachtlokale, die nicht einmal mehr ihrem Namen gerecht werden dürfen, um ein Uhr zu. Das könnte so bleiben und dann für alle gelten: egal, ob im Tourismusort oder in den Städten.

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