Landeskulturfonds

Verlust bereitet keine Sorge, Stundungsansuchen steigen

Der familiengeführte Direktvermarkterbetrieb von Hildegard und Romed Plank (links) in Thaur wurde auch mithilfe des Landeskulturfonds (LKF) großgezogen. Am Areal des 2009 ausgesiedelten Stalls zogen LHStv. Josef Geisler und LKF-Geschäftsführer Thomas Danzl (r.) die 2019er-Bilanz.
© Manfred Mitterwachauer

Der Landeskulturfonds rutschte 2019 zinsbedingt leicht ins Minus. Corona bremste die Investitionstätigkeit der Bauern im 1. Halbjahr noch nicht.

Thaur, Innsbruck — Wenn Romed Plank durch seinen — einst aus dem Ortszen­trum ausgesiedelten — Stall- und Tennentrakt mitten im Thaurer Gemüseanbaugebiet führt, schwingt Stolz in jeder Silbe mit. Über viele Jahre haben er und Frau Hildegard ihren Familienbetrieb auf die Direktvermarktung von Rindern, Schweinen und Masthühnern — alles in eigener Aufzucht — spezialisiert. Die regionale Vermarktung wird großgeschrieben. Der betriebliche Aufbau erfolgte auch mithilfe des Landeskulturfonds (LKF).

Zweck des LKF ist es, Investitionen in die Landwirtschaft durch zinsgünstige Kredite anzukurbeln. Das können bauliche Projekte (Bsp. Stallbauten), aber auch Qualitätsprogramme sein. Darüber hinaus kauft er aktiv landwirtschaftliche Nutzflächen auf — als Tausch- und Ausgleichsflächen u. a. für Hochwasserschutz- (Bsp. Unterland) und Infrastrukturprojekte.

Eine Zusammenlegung des Bodenfonds mit dem Kulturfonds macht wenig Sinn.
Josef Geisler
(LHStv.; ÖVP)

Ertragssituation hat sich jedoch verschlechtert

LHStv. Josef Geisler (VP) und LKF-Geschäftsführer Thomas Danzl zogen gestern Bilanz. Im abgelaufenen Jahr vergab der LKF demzufolge 100 Agrarinvestitionskredite in der Höhe von 11,1 Millionen Euro. Das ist etwas weniger als noch 2018 (12,7 Mio. Euro; 113 Kredite). Die dadurch ausgelöste Gesamtinvestitionssumme betrug 25,4 Millionen Euro. Aktuell sind laut Danzl rund 2700 Kredite (mit bis zu 140 Millionen Euro) aushaftend. Die Ertragssituation des LKF an sich hat sich jedoch verschlechtert, wie Danzl anfügt. Aufgrund der unterdurchschnittlichen Zinslage sei der Fonds 2019 mit 81.000 Euro leicht ins Minus gerutscht. 2018 wurde noch ein Gewinn von 95.000 Euro erwirtschaftet. Diese Entwicklung bereitet Danzl aber mit Verweis auf eine Eigenkapitalquote in der Bilanzsumme von über 40 Prozent „keine Sorge".

Sieben bis acht Prozent der Kreditnehmer haben um Stundung angesucht.
Thomas Danzl
(Geschäftsführer Landeskulturfonds)

Was die Verteilung der 2019er-Kredite betrifft, hält ein Trend an, wie Danzl bestätigt: „Über 60 Prozent gehen ins Unterland und nach Innsbruck-Land." Drei Viertel der genehmigten Kreditsumme gehe also in landwirtschaftliche „Gunstlagen". Dort werde in den Ausbau investiert. In den Oberländer Bezirken erfolge dagegen eher eine Art „Erhaltungsinvestition", so Danzl.

© TT-Grafik

Corona-bedingt wurde vom LKF ein Investitionseinbruch im heurigen ersten Halbjahr befürchtet. Dieser sei aber nicht eingetreten. „Corona hat den Menschen gezeigt, wie wichtig die regionale Versorgungssicherheit ist. Auch bei uns hat es in den Supermärkten leere Regale gegeben", sagt Geisler. Deshalb würden die Bauern nun auch verstärkt in den Aufbau zusätzlicher Direktvermarktungsschienen investieren. Der LKF sei deshalb auch „Impulsgeber", so Geisler.

Dennoch gibt es teils erhebliche Einkommenseinbußen. Hauptbetroffen seien insbesondere Nebenerwerbsbauern, Urlaub-am-Bauernhof-Betriebe oder auch Gemüsebauern. Die Anzahl an Stundungsansuchen sei auf sieben bis acht Prozent aller Darlehensnehmer gestiegen, sagt Danzl.

An Grundstücksreserven verfügt der LKF aktuell über rund 115 Hektar im Wert von 25 Millionen Euro. Auch hier mit starkem West-Ost-Gefälle.

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Was die — im Zuge von Grundverkehrs- und Leistbarer-Wohnraum-Debatten — in Wellen wiederkehrende Diskussion um eine Zusammenlegung von Bodenfonds und LKF betrifft, erteilt Geisler diesem Ansinnen eine klare Absage: „Das bringt wenig Synergien und macht daher auch keinen Sinn." (mami)

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