Heer braucht neue Hubschrauber: Warten auf Klaudia Tanner
Das Bundesheer braucht Nachfolger für mehr als 50 Jahre alte Alouette-Hubschrauber. Die Entscheidung ist überfällig, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen.
Von Wolfgang Sablatnig
Wien – Die Zeit drängt. Ursprünglich wollte das Bundesheer die 18 verbliebenen Alouette-III-Hubschrauber bereits Ende dieses Jahres außer Dienst stellen. Nach einer „letztmaligen“ Verlängerung – so der Generalstab in einem internen Bericht für Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) – soll nun 2023 endgültig Schluss sein. Bis zu 15 Maschinen könnten dann noch fliegen. Die anderen müssten als Ersatzteillager „kannibalisiert“ werden.
Die Entscheidung für eine Nachfolge lässt aber auf sich warten. Dabei ist Tanner bereits die dritte Ministerin, die mit der Frage befasst ist. Die Grundsatzentscheidung für den Ankauf von 24 neuen Maschinen fiel unter FPÖ-Mann Mario Kunasek. Übergangsminister Thomas Starlinger ließ die Arbeiten fortsetzen, traf aber keine Entscheidung. Und jetzt also Tanner.
In Kürze, noch im Sommer soll es so weit sein, wird im Umfeld der Ministerin beteuert. Gerüchte, dass die 300 Millionen Euro schwere Beschaffung aus Budgetgründen verschoben werden könnte, werden dementiert.
Die Militärs haben sich jedenfalls bereits Ende Mai für eine Type festgelegt und den Ankauf des italienischen AW169M empfohlen. Die Beschaffung solle gemeinsam mit der italienischen Armee erfolgen. Dies gilt als unabdingbar: Ein Geschäft direkt mit einem Rüstungskonzern scheidet nach den Erfahrungen mit dem Eurofighter aus.
Die Italiener haben aber Konkurrenz. In technischer Hinsicht kommt ein Hubschrauber von Airbus in Frage, der H145M. Aus Deutschland gab es sogar ein Angebot für die Prüfung einer gemeinsamen Beschaffung – allerdings noch an Starlinger und jedenfalls bevor Tanner den Kontakt zum Eurofighter-Mutterkonzern auf Eis legte. Bei einer Präsentation jüngst in Wiener Neustadt waren mehrere potenzielle Kunden anwesend, nicht aber das Bundesheer. Die Begründung für das Fernbleiben: Während eines Beschaffungsvorgangs sei dies unüblich. Man verfüge ohnehin über die nötigen Informationen. Offenbar wäre zudem eine rechtzeitige Lieferung nicht möglich.
Zuletzt hat auch der US-Hersteller Bell seine Aktivitäten in Wien verstärkt. Er hat den Bell 429 im Portfolio und wirbt mit guten Flugeigenschaften im Gebirge, hohen Kapazitäten bei Löscheinsätzen sowie vergleichsweise geringeren Betriebskosten. Außerdem würde ein österreichisches Unternehmen die Endfertigung übernehmen. So könnte auch ohne die verpönten Gegengeschäfte Wertschöpfung im Land bleiben.
Die Amerikaner hoffen dabei auf politische Schützenhilfe: Dem Vernehmen nach will sich US-Außenminister Mike Pompeo bei seinem Besuch in Wien mit Tanner treffen und für den Bell-Hubschrauber die Werbetrommel rühren.