UNO-Sicherheitsrat gegen US-Vorschlag zu Iran-Waffenembargo

Nach der klaren Ablehnung eines US-Vorschlags zur Verlängerung des Waffenembargos gegen den Iran steuert der UNO-Sicherheitsrat auf eine Krise zu. Nur zwei der 15 Mitglieder des Sicherheitsrates stimmten dem Text zu, wie bei einer Sitzung des mächtigsten UNO-Gremiums am Freitag verkündet wurde.

Elf Staaten, darunter dem Vernehmen nach auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien, enthielten sich der Stimme. Die Vetomächte Russland und China stimmten gegen den Entwurf.

Die USA, die im Sicherheitsrat beim Thema Iran weitgehend isoliert sind, drohten nach dem Scheitern ihrer Resolution erneut damit, das Atomabkommen mit dem Iran komplett aus den Angeln zu heben. „In den kommenden Tagen werden die Vereinigten Staaten das Versprechen einhalten, vor nichts Halt zu machen, um das Waffenembargo zu verlängern“, teilte die amerikanische UNO-Botschafterin Kelly Craft mit. US-Außenminister Mike Pompeo nannte das Ergebnis vom Freitag „unentschuldbar“.

Hintergrund ist das Auslaufen des aktuellen Embargos im Oktober. Seine Verlängerung befürworten neben den USA im Prinzip auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien - doch den vorgelegten Entwurf der Amerikaner lehnen eine Reihe von Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrats auch wegen der darin festgeschriebenen unbegrenzten Dauer des Embargos ab.

Der US-Vorstoß wird dabei nur als Vorgeplänkel der Trump-Regierung gesehen. Denn wenn der Entwurf zum Waffenembargo scheitere, so die Drohung, könnten die Amerikaner den sogenannten Snapback-Mechanismus auslösen: Eine Möglichkeit für die Staaten des Atom-Deals, iranische Verstöße anzuprangern und damit schließlich die Wiedereinsetzung aller internationalen Sanktionen aus der Zeit vor dem Abkommen zu erreichen - ohne, dass dies durch ein Veto anderer Mitglieder verhindert werden könnte.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Freitag einen Videogipfel des UNO-Sicherheitsrats gefordert. Daran sollten auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie der iranische Präsident Hassan Rouhani teilnehmen. US-Außenminister Pompeo sagte in Wien, die USA würden keinen Millimeter von ihrer Forderung abweichen. Teheran wiederum droht mit dem Ausstieg aus dem Atomabkommen, falls der Sicherheitsrat das Embargo verlängern sollte.

Es ist dabei umstritten, ob die USA zum Auslösen des Mechanismus berechtigt sind, denn die Trump-Regierung war 2018 aus dem Deal ausgestiegen. Die USA sind der Auffassung, dass ihre Nennung in der UNO-Resolution ausreicht, die das Atomabkommen in internationales Recht übersetzt - die anderen Länder des Atomabkommens sehen das anders.

Die USA hatten zuletzt ihren Ton in Richtung Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens deutlich verschärft: „Verletzte Gefühle über den Rückzug der USA aus dem Atomabkommen sind für mich keine Entschuldigung für die Bewaffnung von Terroristen“, sagte Botschafterin Craft im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Sie deutete dabei aber auch weitere Gesprächsbereitschaft an: „Ich hoffe, dass wir - bevor wir uns der Auslösung des Snapbacks bedienen müssen - zu einer Art Kompromiss kommen können“.

Der diplomatische Streit im mächtigsten UNO-Gremium könnte im schlimmsten Fall zu einer Spaltung des Sicherheitsrates bei der Frage führen, ob die alten Sanktionen gegen den Iran nun wieder gelten oder nicht. Westliche Diplomaten kündigten an, dass die meisten Länder einen von den USA ausgelösten Snapback faktisch ignorieren könnten. Dies könnte zu Verwerfungen auch zwischen Europa und den USA führen.

Die UNO-Vetomächte USA, China, Russland, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland und der Iran hatten sich 2015 in Wien auf das Abkommen geeinigt, das Teheran eine friedliche Nutzung der Kernkraft gestattet, aber die Entwicklung von Atomwaffen verwehrt. Es stellte die iranische Atomindustrie unter Kontrolle und sagte den Abbau westlicher Wirtschaftssanktionen zu. US-Präsident Donald Trump ist seit Jahren gegen den Atom-Deal - ihm dürfte der Snapback für seine Kampagne des maximalen Drucks auf Teheran gut passen.

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