Mobiles Nest für begeisterte Zugvögel: Mercedes Marco Polo
Wie der Vito bekam auch der Mercedes Marco Polo ein umfangreiches Update spendiert. Wir durften die neue Topmotorisierung mit 239 PS zum Gardasee entführen.
Von Lukas Letzner
Torbole – Freiheit, Unabhängigkeit und Abenteuer. All das verbinden viele mit dem Campen. Diejenigen unter uns, die damit etwas anfangen können, träumen oft davon, einen eigenen Bus zu haben und jeden Tag dorthin fahren zu können, wonach einem gerade der Sinn steht. Wer von so einem Urlaub träumte, der kam bis vor ein paar Jahren am VW California nicht vorbei, doch mittlerweile gibt es zahlreiche Alternativen, die dem einstigen Platzhirsch Konkurrenz machen. Wir hatten kürzlich das Glück, dass uns die Mercedes V-Klasse in der Marco-Polo-Horizont-Version an den Gardasee begleitete.
Das Wichtigste bei solchen Autos ist es, dass sie in vielen Lebenslagen funktionieren müssen. In der Regel begibt man sich nur wenige Wochen im Jahr auf Reisen, den Rest der Zeit braucht man aber einen alltagstauglichen Familienvan mit Transportqualitäten, der unter Umständen auch das eine oder andere Verwöhnprogramm mit an Bord hat.
All das findet man in dem Schwaben auf Anhieb. Das Interieur ist äußerst hochwertig, bietet allerhand Ablagen, man sitzt äußerst bequem und kann – trotz der eingebauten Küchenzeile – einiges unterbringen. Mit einer Höhe von knapp zwei Metern findet man auch in jeder gängigen Garage Unterschlupf und dank Parksensoren und Rückfahrkamera lässt sich der doch 5,2 Meter lange Van erstaunlich einfach rangieren. Doch für uns gab es ehrlich gesagt nur eines: Sachen packen und abhauen. In unserem Fall hatte die V-Klasse einiges zu schleppen, denn neben den Taschen für die ganze Familie musste der Anhänger mit Surfmaterial und Bikes natürlich mit. Dank der 239 PS und der 500 Nm, die der Vierzylinder auf alle vier Reifen verteilte, war das alles kein Problem. Der Hänger war nicht zu spüren und das Fahrverhalten des doch 2,4 Tonnen schweren Hotelzimmers war phänomenal. So verging die Fahrt an den Lago wie im Flug (der Van genehmigte sich hier im Schnitt 10 Liter Diesel) und 500 Kilometer mehr wären auch kein Problem gewesen.
Erstaunt waren wir auch, wie schnell man sich mit der mobilen Wohnung einrichten kann. Ist der Standplatz erst einmal gefunden, lässt sich das Schlafdach einfach per Knopfdruck aufklappen, die Markise ist mit wenigen Handgriffen ausgefahren und der Campingtisch samt Stühlen – clever verstaut unter der hinteren Ablage – ist im Nu aufgestellt. Allerhand Staufächer bieten Platz für Gewand, Geschirr und was man sonst noch so braucht. Übrigens: Ein Klappern während der Fahrt braucht man nicht zu fürchten. Die Verarbeitung ist auch hier auf höchstem Niveau. Wer die Komfortfunktionen wie Kühlschrank, Licht und Steckdosen für längere Zeit nutzen will, der kann sich für eine gewisse Zeit auf die Zusatzbatterie verlassen, die unsere V-Klasse mitgebracht hat. Ein Trennrelais sorgt dafür, dass unser Marco Polo auch dann noch startet, wenn diese leer ist. Mehr als zwei Nächte sind aber wahrscheinlich nicht drin, dann will der Benz bewegt oder ans Stromnetz angeschlossen werden. Dann wird aber auch der 40 Liter fassende Frischwassertank längst gelehrt sein.
Leider verging auch die Woche bei den südlichen Nachbarn wie im Flug und wir mussten unseren Begleiter wieder abgeben. Doch ein Eindruck bleibt: Die Mercedes V-Klasse sorgt dafür, dass spontane Übernachtungen an idyllischen Plätzen genauso in Erinnerung bleiben wie entspannte Tage am Campingplatz und dass vor allem im Alltagsbetrieb keine Einbußen bemerkbar sind. Das alles hat aber auch einen stolzen Preis: 123.915 Euro hätten wir für unsere hyazinthrote V-Klasse hinblättern müssen.
Die Technik
Motor: Vierzylinder-Diesel
Hubraum: 1950 ccm
Drehmoment: 500 Nm bei 1600 U/min
Leistung: 176 kW/239 PS
L/B/H: 5140/1928/1995 mm
Gewicht: 2445/3200 kg
Kofferraumvolumen: k. A.
Tankinhalt: 57 l
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
0 – 100 km/h: 9,4 Sekunden
Verbrauch: 10,0 l/100 Kilometer
Kraftübertragung: Allradantrieb
Preis: 123.915 Euro
CO2-Emission: 177 g/km