Naturpark Karwendel: Rißbach wurde genau unter die Lupe genommen
Zwei Jahre lang wurden der alpine Wildfluss und der umliegende Lebensraum untersucht. Dabei gab es teils überraschende Ergebnisse.
Von Eva-Maria Fankhauser
Vomp/Hinterriß –Damit hat das Team des Naturparks Karwendel nicht gerechnet. Sie haben in den letzten Jahren den Rißbach und den dortigen Lebensraum genau unter die Lupe genommen. Und obwohl sie das Gebiet bereits sehr gut kennen, sind unerwartete Ergebnisse zu Tage gekommen.
„Ziel ist es, einen Managementplan für unseren Rißbach zu entwickeln“, sagt Naturpark-Geschäftsführer Hermann Sonntag. Dazu wurden nicht nur alle historischen Daten der letzten zehn Jahre durchforstet, sondern auch die Untersuchungen und Beobachtungen der Naturranger herangezogen. „Weiters haben wir ein Umweltbüro für die Erhebungen in Bezug auf die Vegetation dort beauftragt“, erklärt Sonntag. Zwei Jahre lang wurden nun alle möglichen Daten erhoben: von den Fisch- und Vogelarten, Heuschrecken auf den Schotterbänken bis hin zur gesamten Vegetation. „Daraus ist eine gewaltige Wissensbasis für die zukünftige Naturschutzarbeit entstanden“, verrät Sonntag.
Eine Erkenntnis sei laut ihm, dass der Rißbach im Sinne der Natürlichkeit und Qualität zu den „Top“-Flüssen Österreichs zähle. „Wir haben da ein unglaubliches Juwel, ohne Kraftwerk und kaum verbaut und mit einem optimalen Flusskontinuum“, sagt Sonntag. So sei es auch möglich geworden, dass sich Tiere wie die Koppe oder ein eigener Rißbach-Stamm der Bachforelle dort angesiedelt haben. Auch die Deutsche Tamariske habe dort einen idealen Standort. „Ein besonderer Moment war für uns auch, als wir eine Tierart am Rißbach gefunden haben, von der wir nicht wussten, dass sie dort überhaupt noch vorkommt: eine eineinhalb Zentimeter große Heuschrecke. Für einen Biologen ist das eine große Freude“, sagt Sonntag.
Für ihn war aber auch der Fund eines seltenen Edelweiß auf einer Schotterbank ein schönes Erlebnis während der Datenerhebung im Naturschutzgebiet.
Im Herbst will das Naturparkteam das gesammelte Wissen allen Interessierten zugänglich machen. „Wir haben auch Workshops geplant, um mit den regionalen Akteuren Ziele für die nächsten 10 bis 15 Jahre festzulegen, wie wir das Gebiet schützen und die Besucher lenken können“, erklärt Sonntag.