Ski-Weltcup-Auftakt in Sölden ohne Auflauf, US-Rennen droht Absage
Keine Zuschauer und vier Kreise: Der Ski-Weltcup-Auftakt in Sölden muss aufgrund des Coronavirus anders ablaufen als gewohnt. Alle blicken gespannt ins Ötztal, auch die anderen Tiroler Weltcup-Orte.
Von Sabine Hochschwarzer
Innsbruck – Zuletzt noch hatte man im Ötztal auf zumindest 3000 Zuschauer, ein Fünftel der üblichen Besucherzahl, gehofft, jetzt steht aber fest: „Es wird keine Zuschauer geben“, sagt Jakob Falkner, OK-Chef der Weltcupskirennen in Sölden, „weil dieser Schutz wichtig ist und es der Wunsch der FIS (Skiweltverband, Anm.) und des ÖSV war.“
Der Weltcup-Winter startet also am 18. Oktober nicht nur eine Woche früher als gewohnt, sondern auch gänzlich anders: ohne Fans, Paraden, Startnummernauslosung, Partys – das Rahmenprogramm fällt aus. Für alle vor Ort gelten zudem spezielle Regeln. „Es wird vier Kreise geben, die in sich geschlossen bleiben“, erklärt Falkner. Jenen der Rennläufer mit deren Betreuern, jenen der Organisation, jenen der Medien und jenen der wenigen Geladenen „wie etwa Präsidenten“, so Falkner. „Jeder bleibt in seinem bestimmten Kreis.“
Der Segen, die Wintersaison eröffnen zu dürfen, soll nicht zum Fluch werden. Man sei sich der Verantwortung bewusst, teste vorher und auch nachher, „allerdings im Wissen, dass es keine 100-prozentige Sicherheit gibt“, meldet der Sölder Bedenken an, „am Anfang der Saison wären positive Fälle wirklich tragisch. Wir nehmen das alles jedenfalls sehr ernst.“
Eine Absage war trotz der Umstände nie ein Thema, auch weil die Infrastruktur vorteilhaft sei, etwa die Kapazitäten in den Hotels. Zudem liege ja die Mautstation auf der Straße in Richtung Gletschergebiet, erklärt Falkner: „Da muss jeder durch, dadurch haben wir die komplette Kontrolle.“
Noch lässt sich der Corona-bedingte Ausfall im Budget nicht beziffern, rechnet der OK-Chef vor: „Wir haben durch die Trennungen mehr Aufwand, auf der anderen Seite weniger Verkehr und Zuschauer zu organisieren. Es fallen aber Einnahmen weg, das fehlt uns. Wir machen, was notwendig ist, und schauen uns dann in nächster Zeit alles genau an.“
Genau hinschauen werden auch andere – alle weiteren Weltcup-Orte, auch die Tiroler. Sölden gilt heuer also als Vorreiter für Wintersportveranstaltungen. In St. Anton (derzeitiger Termin 9., 10. Jänner Damen-Abfahrt, Kombi) ist man gelassen. OK-Chef Peter Mall: „Sölden ist jetzt der erste Kandidat. Wir sind noch relativ entspannt. Es kommt dann auch darauf an, wo die FIS hinwill.“
Bislang blieb der Kalender des Ski-Weltverbandes für die neue Saison unangetastet, die Gespräche laufen, eine Entscheidung soll erst am 30. September folgen. „Es braucht ein Konzept für alle Rennen. Wir sind noch am Ausarbeiten“, sagt FIS-Renndirektor Markus Waldner. Teil des Plans ist, Reisen zu reduzieren. Den Rennen in Nordamerika droht deshalb die Absage – möglicherweise schon ganz bald. In anderen Vorhaben geht es darum, die Läufer nach Disziplinen und den Geschlechtern zu trennen. Für Kitzbühel hieße das, wegen der Speedbewerbe auf den Slalom am Hahnenkammwochenende zu verzichten. Michael Huber, Präsident des Kitzbüheler Skiclubs, denkt nicht so weit: „Wir haben noch fünf Monate Zeit, aber natürlich wird einiges anders ablaufen müssen.“ Vor allem auch das Rahmenprogramm. Maria Hauser vom Stanglwirt („Weißwurstparty“) will beispielsweise noch bis September zuwarten.
Der September gilt auch für das Nordic Triple in Seefeld (28. bis 31. Jänner) als Termin für letzte Entscheidungen. OK-Chef und Bürgermeister Werner Frießer rechnet derzeit noch mit zwei Budgets und sieht vor allem Probleme bei den Nächtigungen: „Am besten wäre es, alle getrennt unterzubringen, aber es gibt bei uns keine Hotels mehr, die exklusiv nur Teams aufnehmen können.“
Was die Vierschanzentournee der Skispringer anbelangt, kann der Innsbrucker Organisationschef Alfons Schranz in seinem letzten Jahr noch keine Aussage treffen. „Die Tendenz ist, dass die Bewerbe ohne Zuschauer stattfinden“, meint der Bergisel-Verantwortliche. Im Oktober wisse man mehr: „Sollte man sich kurzfristig doch entscheiden, dass Zuschauer kommen dürfen, können wir reagieren.“