Corona-Krise

Politik gondelt noch herum, Ischgl setzt auf Mund-Nasen-Schutz

Der Winter wird zur großen Herausforderung für die Touristiker und die Politik: Um Sicherheitskonzepte wird gerungen, in Ischgl hat man sich aber bereits auf die Maskenpflicht festgelegt.
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Während die Regierung noch kein Konzept für die Wintersaison hat, setzt Ischgl auf verpflichtenden Mund-Nasen-Schutz in Seilbahnen. Kabinen werden mit Kaltvernebelungsgeräten desinfiziert.

Innsbruck, Wien – Der Sommer geht ins Finale, in Gedanken wird der folgende Herbst bei den Touristikern jedoch übersprungen. Geht es doch um die wichtige Wintersaison. Und um Regeln, die trotz Corona den Winter für sie retten sollen. Dienstag werden die Seilbahner mit ihrem Sprecher Franz Hörl (VP) darüber mit Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) diskutieren und ihre Vorschläge präsentieren. Limits in den Gondeln steht Hörl skeptisch gegenüber. Im Gegensatz zu FPÖ-Tourismussprecher NR Gerald Hauser.

„Die Gesundheit hat oberste Priorität, unser Maßnahmenpaket geht weit über behördliche Vorgaben hinaus.“ Werner Kurz (Ischgler Bürgermeister)
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Der FPÖ-Politiker fordert Kontingentierungen und eine Bevorzugung von Gästen und Freizeitticket-Besitzern gegenüber Tageskarten-Käufern in den Skigebieten. Mehr hat es aber nicht gebraucht. Hauser hat deshalb mit einem Sturm der Entrüstung, auch aus den eigenen Reihen, zu kämpfen. Trotzdem: „Ich bleibe dabei. Das ist kein populistischer, sondern ein sachpolitischer Vorschlag.“ Das sei man wohl in der Politik nicht mehr gewöhnt, meint Hauser.

Der wegen Corona in die negativen Schlagzeilen geratene Paradewintersportort Ischgl setzt, wie bereits angekündigt, Fakten. Mit einem Bündel an Maßnahmen rund um Gesundheits- und Sicherheitsstandards will Ischgl bewusst über behördliche Vorgaben hinausgehen.

  • Mitarbeiter in Tourismusbetrieben: Sie sollen mit einem aktuellen negativen Corona-Test anreisen bzw. vor Ort noch getestet werden. Während der Wintersaison bietet man ihnen laufende Testmöglichkeit an, um sowohl Gäste als auch Arbeitskollegen bestmöglich zu schützen.
  • Gäste: Ihnen wird empfohlen, bereits beim Check-in in den Hotelbetrieben ein negatives Testergebnis, welches nicht älter als 72 Stunden ist, vorzuweisen. „Wer kein Test­ergebnis vorlegen kann, für den besteht das Angebot einer freiwilligen Testmöglichkeit in der örtlichen Gäste-Screeningstation“, präzisiert TVB-Obmann Alexander von der Thannen. In Ausarbeitung befindet sich derzeit auch eine personalisierte Contact-Tracing-App, die den Kontaktkreis von Einzelfällen der Gäste feststellt und damit ebenfalls zur Sicherheit beiträgt.
  • Skifahren: Für die Wintersportler gilt es bei Fahrten mit Sesselbahnen und Liften in jedem Fall einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen – hierfür hat die Silvrettaseilbahn AG 600.000 Multifunktionstücher angeschafft, die die Gäste beim Kauf eines Skipasses als kostenlose Zugabe erhalten. „Um die Einhaltung eines ausreichenden Sicherheitsabstandes zu gewährleisten, werden wir – abhängig von der Auslastung – auch die Zutritte zu unseren Gastronomiebetrieben am Berg, die im Hinblick auf erforderliche Hygiene-Schutzmaßnahmen aktuell adaptiert werden, limitieren“, so Markus Walser von den Silvretta Bergbahnen.
  • Après-Ski: Gesetzliche Vorgaben werden diesen Bereich drastisch einschränken, Après-Ski werde es in der bisherigen Form diesen Winter so nicht mehr geben, sind sich die Ischgler sicher. Die Details zu den in finaler Abstimmung stehenden Beschränkungen werden ebenfalls im Herbst rechtzeitig zum Start der Wintersaison präzisiert.

Nicht nur Tirol erwartet sich eine rasche Entscheidung bzw. Vorgaben von der Bundesregierung, sondern auch Vorarlberg, Salzburg und Kärnten machen Druck. In Kärnten soll Après-Ski heuer nur im Freien möglich sein. Nächste Woche könnte es mehr Klarheit geben, der Druck der Touristiker auf die Bundesregierung steigt jedenfalls. (TT)