Eine Wallfahrtskirche für den tridentinischen Ritus
Zehn Jahre nach dem Tod des weltoffenen Paters Clemens hält künftig der konservative Stephan Müller Messen in „außerordentlicher Form“.
Von Thomas Parth
Rietz, Imsterberg, Innsbruck – Für Stephan Müller, den von seinen seelsorglichen Pflichten entbundenen Pfarrprovisor von Imsterberg, ist nun eine neue Wirkungsstätte gefunden worden. Das Generalvikariat der Diözese Innsbruck informiert darüber, dass zukünftig in der Filialkirche zum Hl. Antonius in Rietz an den Sonn- und Feiertagen eine hl. Messe in der „außerordentlichen Form“ gefeiert wird. Umgangssprachlich spricht man von der „tridentinischen“ oder lateinischen Messe, wie sie über 400 Jahre lang üblich war.
Diesen Oktober jährt sich übrigens der Todestag des beliebten Rietzer Pfarrers Pater Clemens Neurauter zum zehnten Mal. Der Seelsorger galt als besonders volksnah und war nicht zuletzt durch die Motorradweihe überregional bekannt. Auch hatte er sich massiv um die Renovierung der Rietzer Wallfahrtskirche zum Hl. Antonius verdient gemacht. Hier wird der bisherige Pfarrprovisor von Imsterberg, Stephan Müller, künftig für die Feier lateinischer Gottesdienste freigestellt. In Imsterberg sorgte dies in der dortigen Pfarrgemeinde für reichlich Konfliktstoff.
Trotz der zusätzlichen Gottesdienste in der Antoniuskirche bleibt die beliebte Wallfahrtskirche täglich für alle Menschen, die diesen besonderen Ort aufsuchen wollen, geöffnet und zugänglich. Auch Taufen, Hochzeiten, Ehejubiläen, Patroziniumsfeiern und andere gottesdienstliche Feiern sind für die Rietzer Pfarrbevölkerung auch weiterhin in „ihrer“ Antoniuskirche möglich. Darüber hinaus wird Stephan Müller jedoch keine seelsorgliche Verantwortung oder Aufgabe in der Pfarre Rietz wahrnehmen. Dies sei mit dem für Rietz zuständigen Dekan Peter Scheiring und dem Pfarrgemeinderat von Rietz so abgestimmt, verlautbart die Diözese Innsbruck.
Bischof Hermann Glettler kommt im Übrigen damit seiner Pflicht nach, eine Möglichkeit zu schaffen, Menschen, die dies wünschen, den Besuch einer hl. Messe in alter Form zu ermöglichen. Das Schreiben „Summorum Pontificum“ von Papst Benedikt XVI. aus dem Jahre 2007 hält alle Bischöfe dazu an.
Die römisch-katholische Kirche hat seit dem Konzil von Trient (1545–1563) bis Ende der 1960er-Jahre in diesem Ritus, selbstverständlich in lateinischer Sprache, alle ihre Gottesdienste abgehalten. Die längst notwendige Reform der Liturgie wurde durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) in Auftrag gegeben und in den folgenden Jahren umgesetzt. In dieser „neuen Form“ werden seitdem die Gottesdienste bewusster zusammen mit dem Volk Gottes gefeiert und alle übrigen Sakramente gespendet.