Innsbruck

Eltern in Innsbruck verzichten lieber auf Geld als auf einen Baum

Vizerektorin Anna Buchheim, Projektleiterin Helena Fornwagner, Vize-BM Johannes Anzengruber, Andreas Wildauer (Amt für Wald und Natur), Loukas Balafoutas (Diligentia) und BM Georg Willi pflanzten Bäume.
© Uni Ibk

Im Rahmen eines Forschungsprojektes investierten 368 Eltern in Innsbruck in insgesamt 13.988 Bäume für den neuen „StadtKlimaWald“.

Von Theresa Mair

Innsbruck –Ein Mann soll ein Haus bauen, ein Kind zeugen und einen Baum pflanzen, heißt es. Und siehe da, Innsbrucker Eltern nehmen diese Ziele ernst – v. a. das mit dem Baum. Mehr noch: Wie ein verhaltensökonomisches Experiment der Universitäten Innsbruck und Exeter (GB) erstmals zeigt, sind die meisten Eltern bereit, nicht nur in einen, sondern gleich in 46 Bäume zu investieren.

Im dadurch neu entstandenen „StadtKlimaWald“ am Höttinger Burgstadl präsentierte Initiatorin Helena Fornwagner (Institut für Finanzwissenschaften) gestern erste Ergebnisse von „Für das Klima – Baum für Baum“. Das Projekt startete sie im Vorjahr mit Oliver Hauser (Uni Exeter) und der Stadt Innsbruck. In den Rathausgalerien, bei der Herbstmesse und im Sillpark stellten sie 368 Eltern – 67 Prozent Frauen, 33 Prozent Männer – vor die Wahl: Geld oder Baum? Dafür legten ihnen die Forscher jeweils 69 Euro auf den Tisch, die sie einstreifen oder für Laubbaum-Setzlinge à 1,50 Euro (also für maximal 46 Bäume )ausgeben konnten.

Das eingesetzte Geld hatte die Diligentia-Stiftung für empirische Wirtschaftsforschung bereitgestellt. Die Forscher begleiteten das Experiment mit anonymen Fragebögen.

„Diese große Menge hat uns überrascht"

Die Projektgruppe rechnete damit, dass die Eltern ein paar tausend Bäume bezahlen. Hätten alle das ganze Geld investiert, wären 16.928 Setzlinge zusammengekommen. Letztlich sind es 13.988 geworden. „Diese große Menge hat uns überrascht. Eltern sind bereit, etwas für das Klima zu tun“, sagte Fornwagner. Und zwar weit mehr als Kinderlose und Studenten. „Durch ihre Kinder haben Eltern einen genetischen Link in die Zukunft“, erklärte sie.

Ein Satz, der BM Georg Willi begeisterte. Er freute sich darüber, dass so „viele Eltern einen klimafitten Wald wollen“. Dabei hatte erst am Donnerstag die Fällung von zwölf Kastanien in der Ing.-Etzel-Straße für heftige Proteste gesorgt. Die Baumpflanzaktion im „StadtKlimaWald“ stand damit jedoch in keinem Zusammenhang, wie Fornwagner betonte. Diese sei bereits viel früher angesetzt gewesen und hatte wegen Corona verschoben werden müssen.

Was bei der Studie noch herauskam: Eltern, die zumindest die Matura haben und einen Beruf ausüben, sind bereit, mehr für den Klimaschutz zu geben. Je älter und je grüner sie politisch eingestellt sind, desto großzügiger zeigen sie sich. Aufholbedarf gibt es aber auch: Viele wüssten z. B. nur wenig über die CO2-reduzierende Wirkung von Bäumen. Immerhin wirke ein biodiverser Mischwald bei einem wärmer werdenden Klima bis in die Stadt, spende Frische und Schatten, sagte Andreas Wildauer (Stadtamt für Wald und Natur). 7000 der Setzlinge sind im „KlimaStadtWald“ bereits gesetzt worden, die restlichen folgen im kommenden Jahr.

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