Für Reuttener Häuslbauer bleiben Gründe Mangelware
Die Marktgemeinde wollte Parzellen nahe dem Lech erwerben und für leistbaren Baugrund zur Verfügung stellen. Die Linz Textil verkauft nicht.
Von Helmut Mittermayr
Reutte – Das Thema Wohnen beherrscht in Reutte den politischen Diskurs seit Langem. Die schnell wachsende Zahl der Wohnblöcke wird immer wieder thematisiert. Gerade in der vergangenen Gemeinderatssitzung hatte eine Zuschauerin die Mandatare unter Allfälliges gebeten, besonders sensibel bei der Erlassung von Bebauungsplänen und Widmungen vorzugehen. Die Gegnerin des Wohnblockbooms meinte: „Wir brauchen die letzten Freiräume zum Atmen.“
Siedlungsgenossenschaften kaufen die wenigen Baugründe, die frei auf den Markt kommen, zusammen. „Die Situation verschärft sich noch, weil sie nun auch Freiland erwerben dürfen und in Reutte Baulandpreise dafür bezahlen“, erläutert Bürgermeister Alois Oberer. Anstatt zwischen fünf bis 20 Euro pro Quadratmeter erhalte der Verkäufer plötzlich an die 200 €/m² – für Freiland. Den Wohnbaugesellschaften sei es zudem egal, ob sie bis zu 20, 30 Jahre warten müssten. Sie hätten Vorratsflächen erworben und würden spekulieren, dass das Freiland irgendwann schon einmal in Bauland umgewidmet werde. Die Gesellschaften würden gerne auch große Flächen aufkaufen, was es für private Verkäufer noch interessanter mache. Sie müssten ihre Felder dann nicht einmal zuvor parzellieren.
Der Marktchef erklärt, dass 1980 viel zu viel Bauland in Reutte ausgewiesen worden sei und die Lenkungsmaßnahmen der Gemeinde beschränkt seien: „Der Grundstücksverkauf an eine Siedlungsgesellschaft ist immer reine Privatsache. Wir haben erst danach über Bebauungsplan und Widmung ein Korrektiv.“
Leidtragende dieser Entwicklungen sind seit Langem Jungfamilien, die sich in Reutte den Traum vom Eigenheim erfüllen wollen. Es war kaum Grund und Boden frei am Markt zu finden, und wenn doch, die verlangten Summen für normale Einkommen nicht bewältigbar. Der private Hausbau im Bezirkshauptort war beinahe zum Erliegen gekommen.
Dieser Entwicklung versuchte die Gemeinde Reutte gegenzusteuern und legte der Linz Textil, die am Lech ihr riesiges Areal zu veräußern sucht, ein Angebot für den so genannten „Hühnersteig“. Auf einer Fläche von 20.000 m² wären 29 Parzellen für Häuslbauer „zu leistbaren Konditionen“ vorgesehen gewesen. Reutte hätte inklusive eines eigenen Grundstücks 32 Bauplätze anbieten können. Dazu kommt es nun aber nicht, wie Oberer in der Gemeinderatssitzung informierte: „Die Linz Textil verkauft nicht. Sie ist derzeit liquid, braucht das Geld nicht und versucht zuerst jene Flächen zu vermarkten, die sie nur schwer wegbringt. Schade!“