Israelis protestierten trotz Lockdowns gegen Netanyahu

In Israel sind trotz des zweiten landesweiten Lockdowns wieder tausende Gegner von Regierungschef Benjamin Netanyahu auf die Straße gegangen. Mehrere tausend Menschen versammelten sich am Samstagabend vor Netanyahus Residenz in Jerusalem und forderten seinen Rücktritt. Die Demonstranten kamen aus dem ganzen Land und sorgten mit ihren Autos für lange Staus. Landesweit gab es noch hunderte kleinere Protestaktionen.

Die große Kundgebung am Samstag war trotz der neuen Corona-Restriktionen genehmigt worden. Die Auflagen der Polizei wurden weitgehend befolgt. Die allermeisten Teilnehmer trugen Masken und hielten Abstand.

Netanyahu steht wegen Korruptionsvorwürfen und seines Managements der Corona-Krise in der Kritik. Wegen stark steigender Infektionszahlen war in Israel am 18. September ein erneuter landesweiter Lockdown in Kraft getreten. Schulen und die meisten Geschäfte mussten schließen. In geschlossenen Räumen dürfen nur noch maximal zehn Menschen zusammen sein, im Freien höchstens 20 Menschen.

Am Freitag wurden die Auflagen weiter verschärft. Die Synagogen dürfen nun nur noch am Sonntagabend und am Montag für den wichtigsten jüdischen Feiertag Jom Kippur öffnen. Netanyahu wollte ursprünglich auch das Demonstrationsrecht einschränken: Auch an Protestaktionen sollten nur noch 20 Menschen teilnehmen dürfen und zudem nur einen Kilometer von ihrem Zuhause entfernt.

Das Parlament stimmte dem Plan aber nicht zu. Netanyahu warf den Abgeordneten in einem Video vor, eine „populistische“ Entscheidung getroffen zu haben.

Nach dem ersten Auftreten von Corona-Fällen in Israel hatte das Land die Pandemie zunächst gut in den Griff bekommen. Nach der weitgehenden Aufhebung der Corona-Restriktionen verzeichnete Israel zuletzt aber die höchste Infektionsrate weltweit. In dem Neun-Millionen-Einwohner-Land wurden bereits mehr als 225.000 Corona-Infektionen nachgewiesen, 1.417 Infizierte starben.

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