Hommage an Valie Export zum Jubiläumsjahr im Linzer Lentos
Das Kunstmuseum Lentos in Linz präsentiert in „Hommage a VALIE EXPORT“ eine große Tochter der Stadt, die daheim lange nicht so hochgehalten wurde wie in der Fremde. Im Jubiläumsjahr - EXPORT wurde heuer 80 - erstrahlt ihr Stern aber hell. Nach einer Schau im Francisco Carolinum, einem Preis der Ars Electronica und dem Landesverdienstkreuz Oberösterreich erhält sie nun eine große Ausstellung, die sie sich gewünscht habe, wie Lentos-Chefin Hemma Schmutz verriet.
„Es scheint, als würde sich Linz seiner avantgardistischen Töchter und Söhne wieder mehr bewusst“, sagte Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). Er sah im Ankauf des Vorlasses der Künstlerin vor fünf Jahren - seither verwaltet im VALIE-EXPORT-Archiv - eine „Wertschätzung und Wiedergutmachung“, gab aber zu, dass gegenüber VALIE EXPORT früher auch Berührungsangst mit feministischer Kunst eine Rolle gespielt habe. Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) meinte, mit der Einrichtung des Archivs sei eine Aufwertung des Lentos international einhergegangen.
Kuratiert wurde die Hommage auf Wunsch der Künstlerin von Sabine Folie, der Leiterin des VALIE-EXPORT-Archivs. Zur Eröffnung am Abend konnte die in Wien lebende EXPORT aufgrund der Coronasituation nicht anreisen. Folie suchte rund 30 Exponate - aus dem Archiv, der Sammlung des Lentos und von Leihgebern - aus und stellte sie in zwei Räumen einander aber auch der Geschichte gegenüber. Werke aus den 1970er- und 1990er-Jahren und ganz aktuell realisierte sowie viele Zitate der Künstlerin an den Wänden und Materialien in Schaukästen legen die Haltung der VALIE EXPORT dar. Die Auszeichnung als Visionary Pioneer of Feminist Media Art der Ars Electronica erklärt sich ganz von selbst, wenn man sich die Zeit nimmt und die Schaustücke sowie die Erklärungen dazu studiert.
„VALIE EXPORT betrachtet ihre Werke als mediale Anagramme“, sagte Folie, sie versuche, alte Arbeiten in neue wieder aufzunehmen, auf sie Bezug zu nehmen. Manches erscheine streng und einfach, trage aber einen hohen Komplexitätsgrad in sich. Folie zeigt gerade durch ihre Präsentation neue Verbindungen auf. Den Schwerpunkt in den beiden Räumen legte die Kuratorin, die an der Kunstuni Linz als Professorin für Performance und zeitbezogene Medien unterrichtet, auf Werke, in denen der Körper und seine Verbindung zu Technologien, Maschinen und Prothesen im Mittelpunkt stehen.
So hängt sie ein Bild der „Aktionshose: Genitalpanik“ von 1969 - EXPORT posiert breitbeinig mit Loch im Schritt als emanzipatorische Provokation - neben den Film ohne Ton „Selbstporträt mit Kopf“ aus 1966/67 - mit Steinstatue als Symbol für Stillstand - und an der Wand gegenüber „Subj: Earthquake“ aus dem Jahr 1994, das in Pressebildern Frauen zeigt, die nach einem Erdbeben in Indien um ihre Angehörigen trauern. Auch eine Momentaufnahme, deren Bildgewalt fesselt. „... das Bild eines Ereignisses, das nur mehr über die mediale Übertragung existiert, Satelliten-Bild, Kopie, Zeitungs-Bild, Fax-Bild“ steht in schimmernden Lettern ein Zitat darüber.
In „Der Blick des Blickes“ (1992/2004/2020) greift VALIE EXPORT das „Eye-tracking“ auf, es wurde bisher nicht umgesetzt und hier in einer Teilversion realisiert. Mit Satzfragmenten versehene Augen ziehen den Betrachter von weitem an. Die Arbeit bringe das Dreieck Wahrnehmung, Darstellung und den Weg des Sehens miteinander in Verbindung, erklärte Folie, und münde in den Fragen: „Was ist Realität? Was ist Abbildung?“.