Film

„On the Rocks“: Brave Manhattan-Story mit Bill, dem Retter

Ein seltsames Gespann auf nächtlicher Mission in New York – noch dazu völlig „unauffällig“ im offenen Vintage-Cabrio. Laura (Rashida Jones) und ihr Vater Felix (Bill Murray) stellen Lauras Mann Dean nach, der zu einem mutmaßlich geschäftlichen Termin ausgerückt ist.
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In Sofia Coppolas neuestem Filmprodukt „On the Rocks“ erlebt der großartige Bill Murray als alternder Playboy seinen x-ten Frühling.

Von Markus Schramek

Innsbruck – Möglicherweise ist Regisseurin Sofia Coppola beim Entrümpeln des Dachbodens auf eine verstaubte Kiste mit der Aufschrift „Gesammelte Klischees“ gestoßen. Und hat sie geöffnet. In ihrem neuen Film „On the Rocks“ bedient sich die Tochter von Filmemacher-Altstar Francis Ford Coppola jedenfalls reichlich aus dem Fundus schaler Stereotype.

Es folgt eine kleine Auswahl solcher Versatzstücke: Mama Laura (gespielt von Rashida Jones), kümmert sich hauptamtlich um die zwei herzallerliebsten kleinen Töchter der Jungfamilie. Ihre Karriere als Schriftstellerin gerät erwartungsgemäß ins Stocken (totale Schreibblockade!).

📽️ Video | Trailer zu "On The Rocks"

Macht aber alles nichts, der angetraute Feschak Dean (Marlon Wayans) startet beruflich ohnehin gerade so richtig durch. Ein schmuckes Heim in ansprechender Lage Manhattans geht sich aus, dazu Ballettstunden für die Kleinen, noble Dinners in angesagten Restaurants für die Großen, was kostet eigentlich die Welt, wenn man reichlich davon hat, also Geld?

So plätschert die Story dahin, gottlob gibt es in New York viel Sehenswertes (Wolkenkratzer, Streetlife, Fifth Avenue), das sich für Zwischenschnitte eignet.

Und dann hat der Retter dieses Films seinen großen Auftritt: Bill Murray fährt im fetten Mercedes samt Chauffeur vor. Der Neo-70er mimt Lauras Papa Felix, einen Kunsthändler mit noch viel mehr Geld, einen Macho und Playboy, der es nicht lassen kann, Frauen anzubaggern, vor allem solche, die seine Töchter sein könnten.

Seine tatsächliche Tochter Laura hat der alte Herr freilich nie so richtig loslassen können, wie sich zeigt. Schon als Kind hat er ihr scherzhaft verklickert: „Verschenk’ dein Herz an keinen Burschen. Du gehörst mir, bis du verheiratet bist, und dann gehörst du immer noch mir.“

Papa Felix kommt als Troubleshooter. Denn Töchterchen Laura ist gefrustet, weil ihr Gespons Dean samt attraktiver weiblicher Entourage häufig auf Business-Trips in der Welt herumjettet.

Nach dem Instinkt von Felix ist die Sache sonnenklar: Der Schwiegersohn ist ein Seitenspringer. „Männer sind so“, eröffnet er Laura, und er weiß, wovon er spricht. Schließlich hat Felix Lauras Mutter für eine Jüngere sitzen lassen.

Wir folgen dem Gespann Laura/Felix ein Weilchen auf Recherchen durchs New Yorker Nachtleben, Dean auf den Fersen. Sogar bis ins mondäne Bade-Refugium in Mexiko (wer bezahlt eigentlich derart glamouröse Dienstreisen? Bitte melden!) verfolgen die Hobby-Detektive den arglosen Dean. Aber dort: Surprise, surprise!

Warum kann dieser Film trotz matten Drehbuchs (auch das stammt von Sofia Coppola) und vorhersehbaren Wendungen aber dennoch Spaß machen?

Aus einem Grund: weil Bill Murray als Felix einfach großartig ist. Weil er in einer Szene sogar recht ordentlich einen bezirzenden Schmachtfetzen intoniert. Weil er staubtrockene Macho-Kommentare wie diesen auf Lager hat: „Der beste Platz für eine Affäre in New York ist das Plaza Hotel: Es hat drei Ausgänge.“ Und die einnehmende Eloquenz, mit der er bei einer Verkehrskontrolle die Polizei schwindlig redet, ist allein schon das Eintrittsgeld wert.

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