Energieeffizient und nachhaltig: Ein Sonnenhaus im Sonnendorf Virgen
Wenn ein Sonnenenergie-Experte in der sonnigsten Gemeinde Osttirols, in Virgen, ein wahres Muster-Sonnenhaus baut, sind höchste Energieeffizienz und Nachhaltigkeit vorprogrammiert.
Von Caterina Molzer-Sauper
Virgen – Seit drei Jahrzehnten beschäftigt sich Horst Felsch bereits mit der Kraft der Sonne. Nach den Entwürfen des Osttiroler Planers, Künstlers und Ethikers Peter Raneburger hat er sich seinen Traum vom Sonnenhaus auf einem wunderschön gelegenen, leicht geneigten Grundstück mit einer etwa sechs Meter hohen Stützmauer im Virgental erfüllt. Der Wunsch des Bauherrn war ein barrierefreies Wohnen und Bauen auf höchstem Energiestandard unter Einbindung aller möglichen Naturressourcen. „Autochthones, naturnahes Bauen war schon immer einer meiner höchsten Ansprüche und so ist hier ein in die Landschaft eingebettetes Wohnhaus mit genialer Tal- und Fernsicht entstanden. Ein wahrer ,Horst‘ – nicht nur in Bezug auf den Vornamen des Bauherren, der auch mit fortgeschrittenem Alter eine unglaubliche Motivation und Freude an hochwertigem, modernem Bauen besitzt“, so Planer Peter Raneburger.
Der Westteil, der direkt an das Nachbargrundstück angrenzt, wurde gemäß seiner Nutzung als Carport bzw. Technikbereich in Stahlbeton ausgeführt, ebenso die Bodenplatte. Auf dieser wurde schließlich das eingeschoßige Gebäude in Holzriegelbauweise errichtet. Der überschaubare, offene Grundriss mit zwei Schlafzimmern samt Bädern, einem Wohn-Essraum mit Wintergarten und anschließender Küche sowie einem Wirtschafts- und Büroraum bietet ausreichend Platz für alle Lebensbereiche.
Der Dachkörper in Form eines flachen Satteldaches überragt den gesamten Baukörper und bildet somit ein weit auskragendes Vordach an drei Seiten. Mit den sich verjüngenden Wandteilen verbindet es sich mit dem Boden, als könnte es Wurzeln schlagen. Das Dach umspannt den gesamten Wohnteil wie eine schützende Hand. Mit seiner Färbung in Anthrazit wird es zu einer Skulptur in der Landschaft.
Der Wohnbereich wurde in Lärche natur vertikal verschalt, um dessen wohlige Wärme im Innenraum auch nach außen zu tragen. Die Glasanteile sind besonders beim südlich gelegenen Wintergarten großzügig dimensioniert, bei den übrigen Fenstern und Sehschlitzen wurde darauf Bedacht genommen, dass sich Sichtverbindungen auf das grandiose Bergpanorama selbst von den kleinsten Räumen aus ergeben; zudem wurde bei der Planung dem Sonnenverlauf höchste Beachtung geschenkt.
Energetisch ist das Haus ein Vorzeigeprojekt: Beheizung und Warmwasser erfolgen zu einem sehr hohen Prozentsatz mit Solartechnik, die Photovoltaik ist mit einem Stromspeicher gekoppelt, E-Autos können geladen werden. Die gesamte Bedienung der Haustechnik ist über das Smartphone möglich.
Horst Felsch meint nach zwei Jahren Wohnerfahrung zufrieden und glücklich: „Wesentlich war für mich die Realisierung der Idee, ein Sonnen-Musterhaus zu bauen. Unser gemeinsames Ziel war es, den gesamten Strom- und Energiebedarf mit der Kraft der Sonne zu decken. Der Klima- und Umweltfond der Republik hat sich ebenfalls eingeschaltet. Die Vorgabe für die Zusage einer Förderung war es, mindestens 70 % des Energiebedarfs selbst decken zu können. Nach zwei Jahren Erfahrung haben wir bereits 84 % erreicht. Die Anlage ist ‚gläsern‘, das heißt, der Umweltfond kann jederzeit zu allen Daten zugreifen und der Technikbereich muss für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Ich kenne kein zweites Haus, das diese anspruchsvolle Prüfung überstanden hat.“