„My Generation“: Albertina zeigt Sammlung Jablonka
Große abstrakte Gemälde von Ross Bleckner, im Raum daneben intime Gruppenszenen von Eric Fischl; eine wandfüllende Arbeit von Philip Taaffe, nebenan eine raumsprengende Holzskulptur von Richard Deacon und im Stock darüber ein Comic-Gruselkabinett von Mike Kelley. Die Ausstellung „My Generation. Die Sammlung Jablonka“ ist eine wahre Museumsschau. In der Prä-Schröder-Ära hätte man sie fraglos im mumok erwartet. Ab Freitag füllt sie jedoch Räume auf zwei Ebenen der Albertina.
Im Vorjahr vermeldete Direktor Klaus Albrecht Schröder einen bedeutenden Sammlungszuwachs für die Albertina: Der 1952 in Polen geborene deutsche Kunsthändler, Galerist und Ausstellungskurator Rafael Jablonka habe sich entschlossen, seine über 400 Werke der amerikanischen und deutschen Kunst der 80er-Jahre umfassende Sammlung in eine an der Albertina verankerte Stiftung einzubringen. Die „Rafael und Teresa Jablonka Stiftung“ überlasse die Werke vorerst für sieben Jahre der Albertina, sagte Schröder am Donnerstag.
„Warum nur sieben Jahre?“, wurde Jablonka gefragt. „Alles braucht eine Probezeit. Es ist immer ein Geben und Nehmen. Ich kann nicht etwas hergeben, ohne etwas zu bekommen. Ich muss es hier nicht abladen, ich habe keine Lagerprobleme. Es geht um Präsentation. Ich gebe die Werke hierher, damit sie gesehen werden. Kunstwerke leben nur, wenn sie gesehen werden.“ Dafür sorgt die Albertina nun mit einer großen Ausstellung, der laut Schröder in den nächsten Jahren zwei weitere folgen, die wesentlich auf die Jablonka-Sammlung rekurrieren werden.
Rund 220 Fotos von Nobuyoshi Araki und 120 von Richard Avedon bleiben aber vorerst im Depot. „My Generation“ zeigt rund 110 Werke: Gemälde, Skulpturen, Installationen, Videos und Papierarbeiten. Es sind Künstler, mit denen Jablonka engen Kontakt gehabt hat, nicht alle hat er auch mit seiner 2017 geschlossenen Galerie betreut. Der größte Teil der Arbeiten wurde von ihm als Sammler extra erworben. Für seine Präsentation habe Jablonka eine Carte blanche erhalten, sagte der Albertina-Direktor.
Entstanden sind „einzelne Künstlerräume, die beinahe Retrospektiven sind“, meinte Elsy Lahner, die dem Sammler kuratorisch zur Seite stand. „In jedem Raum lassen wir uns thematisch auf etwas anderes ein. Es ist eine sehr herausfordernde Sammlung, auch für das Haus. Jablonka interessieren Kunstwerke, die Fragen stellen. Wäre es nach ihm gegangen, wäre die Ausstellung wohl ohne Bildtexte ausgekommen. Wir werden als Besucher gefordert oder in die Falle gelockt.“ Im Fall einer Arbeit von Andreas Slominski ist das sogar ganz wörtlich zu verstehen. Der 1959 geborene Deutsche ist auch in einem eigenen Raum, der sich mit dem modernen Skulpturbegriff beschäftigt, stark vertreten. Von Damien Hirst bis zu Sherrie Levine, der wichtigsten Vertreterin der „Appropriation Art“, ist die getroffene Auswahl voller kunsthistorischer Bezugspunkte.
Dass die Albertina nun eine „Probezeit“ zu absolvieren hat, nahm Schröder nicht weiter tragisch. Dauerleihgaben seien ein wichtiges und allgemein gebräuchliches Modell, ein Museum beweglich zu halten - „und auch Stiftungen haben ein Leben“. So habe etwa die Albertina auch davon profitiert, dass Stiftungen in anderen Institutionen mit dem Umgang mit ihren Werken nicht zufrieden gewesen seien, und stamme beispielsweise 80 Prozent dessen, was im Kunsthaus Zürich gezeigt wird, aus Stiftungen.
Und was möchte Rafael Jablonka den Besuchern seiner Ausstellung mitgeben? „Ich ermutige dazu, zu schauen, die Nase in die Bilder zu stecken. Ein Künstler stirbt, aber ein Kunstwerk lebt, solange es betrachtet wird.“ Die Ausstellung „My Generation. Die Sammlung Jablonka“ ist ab Freitag bis 21. Februar 2021 zu sehen, und zwar täglich von 10-18 Uhr, Mittwoch und Freitag von 10-21 Uhr.