Literaturnobelpreis

Die Stille nach Zeiten des Sturms für die Schwedische Akademie

Peter Handke erhielt 2019 den Literaturnobelpreis.
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Nächste Woche wird in Stockholm bekannt gegeben, wer den Literaturnobelpreis heuer erhält.

Stockholm – Die Schwedische Akademie blickt auf unruhige Jahre zurück: Ende 2017 erschütterte ein Missbrauchsskandal die Institution, die alljährlich den Literaturnobelpreis vergibt. Weil die Aufarbeitung nur zögernd angegangen wurde und Rufe nach einer Reform lange ungehört blieben, wurde der Nobelpreis für 2018 erst ein Jahr später nachgereicht. Und Preisträgerin Olga Tokarczuk lief Gefahr, um die ihr fraglos zustehende Aufmerksamkeit zu kommen, da zeitgleich Peter Handke für 2019 ausgezeichnet wurde. Die Wahl des Österreichers war die umstrittenste seit Langem.

Die bisweilen hitzig geführte Handke-Debatte sorgte freilich auch dafür, dass über den Zustand der Akademie kaum geredet wurde. In der sind nach dem Tod der Dichterin Kristina Lugn im Mai 2020 inzwischen zwei der achtzehn Sitze vakant. Lugn war auch Teil der zehnköpfigen Nobelpreisjury. Die hat inzwischen auch der Autor Kristoffer Leandoer verlassen, der erst 2018 als einer von fünf externen Experten berufen wurde. Heuer stimmen also nur acht Juroren ab, wer den mit 950.000 Euro dotierten Preis erhalten soll.

Am nächsten Donnerstag wird Mats Malm, der Ständige Sekretär der Akademie, bekannt geben, wer heuer mit dem Nobelpreis für Literatur gewürdigt wird. Corona-bedingt vor deutlich weniger Journalistinnen und Journalisten als üblich. 197 Kandidaten standen heuer zur Auswahl. 37 davon sind zum ersten Mal nominiert. Details dazu gibt es erst in 50 Jahren. So lange bleiben die Nobelpreisprotokolle unter Verschluss.

Das mehr oder weniger heitere Favoritenraten für 2020 hat natürlich bereits begonnen. Genannt werden zumeist die üblichen Verdächtigen: Der US-Autor Thomas Pynchon zum Beispiel, dessen Kür unwahrscheinlich ist. Pynchon ist seit Jahrzehnten nicht öffentlich in Erscheinung getreten. Der Kanadierin Margaret Atwood werden Chancen zugesprochen. Oder der auf Antigua geborenen Autorin Jamaica Kincaid. (jole)