Explosionskatastrophe

Acht Wochen nach der Katastrophe: Beirut braucht weiter Hilfe

Krankenschwestern im St. George Hospital in Beirut, das von der Explosionskatastrophe im August schwer getroffen wurde.
© AFP

Acht Wochen nach der Explosionskatastrophe im Libanon läuft der Wiederaufbau nur schleppend. Auch Privatpersonen engagieren sich für Beirut.

Carmen Baumgartner-Pötz

Wien, Beirut – Zwei Monate ist es her, dass eine verheerende Explosion im Hafen weite Teile der libanesischen Hauptstadt Beirut in Trümmer gelegt hat. 200 Menschen wurden getötet, mehr als 6000 verletzt. Annähernd 300.000 verloren ihr Zuhause. Die Katastrophe traf den Libanon schwer, denn der Zedernstaat leidet seit Längerem unter einer der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Die Corona-Pandemie und die Explosion haben die Lage verschärft. Und dann ist da noch der im Westen oft verdrängte Umstand, dass von den 4 Millionen Einwohnern des Libanon ca. 2 Millionen Flüchtlinge aus Syrien und den Palästinensergebieten sind – auf einer Fläche, die in etwa so groß ist wie Kärnten.

Walid-Mike Harik (40) gehen die Berichte aus Beirut, die acht Wochen nach der Explosion immer weniger werden, besonders nahe. Der Urologe, Oberarzt im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien, hat selbst libanesische Wurzeln und Familie in Beirut. „Die Explosion hat zum Glück niemanden aus meinem direkten Umfeld getroffen, aber die humanitäre Katastrophe ist enorm und langsam schwindet das Bewusstsein dafür“, schildert er im Gespräch mit der TT. Das St. George Hospital wurde als eines der Krankenhäuser in unmittelbarer Nähe zum Ort der Explosion besonders schwer getroffen, 10 Prozent der Todesopfer waren in diesem Krankenhaus zu beklagen. Harik hat nun eine Spendenaktion ins Leben gerufen (siehe Factbox) und Kontakt zu Chefarzt Michael Jabbour aufgenommen. „Ich wollte sicherstellen, dass die Spenden direkt dem Wiederaufbau zugutekommen“, sagt Harik. „Es geht mir darum, dass die Menschen vor Ort wieder Zugang zum Gesundheitssystem haben und ins Krankenhaus können.“

Auch die Tirolerin Verena Falkner sammelt Spenden, die in den Libanon gehen. Die Autorin, Vortragende und Consulterin hat sich in den letzten Jahren schwerpunktmäßig auf die Golfstaaten und den Orient konzentriert. Auch sie hat die Katastrophe in Beirut mit dem darauf folgenden Leid und der Not der Menschen betroffen gemacht. Die über Falkner gesammelten Spenden kommen zwei Organisationen zugute: Zum einen geht das Geld an die junge Libanesin Mayssam Tannoush, die 2016 die NGO „Kelna Inta“ gegründet hat, und zum anderen an das Österreichische Rote Kreuz, das dem Libanesischen Roten Kreuz zur Seite steht und mit der Steirerin Lisa Tasch­ler dort vertreten ist.

Unterstützung für konkrete Projekte

Für den Wiederaufbau des St. George Hospital in Beirut hat der Arzt Walid-Mike Harik (Barmherzige Brüder Wien) eine Spendenseite eingerichtet: www.betterplace.me/hilfe-fuer-krankenhaus-in-beirut

Harik informiert regelmäßig über den Spendenfortschritt, bisher sind rund 5000 Euro eingegangen. Der Urologe ist in direktem Kontakt mit den Ärzten des Spitals, um sicherzustellen, dass das Geld direkt an das Krankenhaus in der libanesischen Hauptstadt geht.

Verena Falkner ist international tätige Vortragende, Autorin und Beraterin mit Schwerpunkt auf dem Nahen und Mittleren Osten. Sie berichtet auf ihrer Homepage www.verenafalkner.at über die von ihr unterstützten Projekte und ihre Beirut-Spenden-Challenge. Unter anderem gehen die Spenden an das Rote Kreuz.