Tirol

36 verletzte Tiere wurden heuer in Tirol ins Tal geflogen

Erst am Samstag wurde, wie berichtet, ein Kalb, das sich bei einem Absturz verletzt hatte, aus einer Klamm in Hainzenberg abtransportiert. Zwei weitere Jungrinder überlebten den Zwischenfall nicht, auch sie wurden mit dem Helikopter weggebracht.
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Auch wenn die Bergung, die in Tirol sieben Unternehmen anbieten, schnell gehen soll: Notarzthubschrauber-System für Weidevieh gibt es keines.

Von Benedikt Mair

Innsbruck – Drei Kälber stürzten am Freitagabend rund 300 Meter über eine steile und unwegsame Klamm in Hainzenberg ab. Zwei waren, wie bereits berichtet, sofort tot. Am Samstag wurde das dritte, das verletzt überlebte, per Hubschrauber geborgen. Derlei Rettungsaktionen für verletztes Weidevieh sind in Tirol keine Seltenheit, besonders während des Almsommers. Auch wenn es schnell gehen soll, um zu vermeiden, dass die Tiere unnötig leiden: Notarzthubschrauber-System für Weidevieh gibt es keines.

Mit Stand Ende September wurden heuer insgesamt 35 Tierbergungen mit dem Helikopter durchgeführt, jene von Samstag ist Nummer 36. Weitaus öfter können die Rinder, Kälber oder Schafe nur noch tot ins Tal geflogen werden. „Rund 180 Kadaver wurden in diesem Jahr transportiert“, sagt Marcel Innerkofler, Leiter der Tiroler Landeswarnzentrale (LWZ). Bei Innerkofler und seinen Mitarbeitern langen nämlich aus dem ganzen Land die Anfragen für eine Bergung ein. „Wir schreiben dann den Auftrag für die Hubschrauber­unternehmer aus“, erklärt er. Insgesamt seien in Tirol sieben Firmen berechtigt, solche Flüge durchzuführen. Nicht alle von ihnen haben ihren Sitz im Land, sondern operieren auch beispielsweise von Bayern aus. „Geht es um Lebendvieh, haben sie eine Stunde Zeit, ein Angebot abzugeben, bei Kadavern muss das binnen anderthalb Stunden passieren.“ In den allermeisten Fällen würden diese Fristen laut Innerkofler auch eingehalten. Die Bergung selbst, die dann an den „billigstbietenden vergeben wird“, muss bei toten Tieren binnen 24 Stunden erfolgen, bei noch lebenden „so schnell wie möglich“.

Wenn die Wetterbedingungen nicht stimmen, fliegen die Hubschrauber nicht.
Marcel Innerkofler (Leiter der Landeswarnzentrale)

Dass verunglücktem Weidevieh, besonders im Hochgebirge, eben nicht immer schnell geholfen werde, prangerte unlängst eine Leserin in einem Schreiben an die TT an. Die Frau berichtet, dass sie beim Wandern auf Tiroler Almen zweimal auf verletzte Tiere gestoßen sei, die sie jeweils dem zuständigen Bauern gemeldet habe. Auf dem Rückweg, längere Zeit später, seien die Tiere allerdings immer noch dagelegen.

Wie schnell eine Bergung von einer Alm erfolge, „hängt auch von der Situation ab“, erklärt Josef Lanzinger, Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins. „Es muss, wenn das Vieh noch lebt, auch immer ein Tierarzt dabei sein, der es für den Transport betäuben kann.“ Bis der Veterinärmediziner verfügbar ist, könne allerdings einiges an Zeit vergehen. „Immerhin haben diese auch noch andere Aufgaben zu erfüllen.“ Bei Martin Janovsky, dem Tierschutzbeauftragten des Landes Tirol, sind in der Vergangenheit jedenfalls keine Beschwerden über verschleppte Bergungen oder Missstände bei einer Tierrettung eingegangen. „Das funktioniert in Tirol grundsätzlich ganz gut“, sagt er.

Das Prozedere bei Tierbergungen dürfe nicht mit jenem bei der Rettung verunglückter Menschen verglichen werden, betont LWZ-Leiter Marcel Innerkofler. Trotzdem würden die Einsätze meist „relativ zeitnah abgewickelt“. Zumindest was jene Phase betreffe, die von der Landeswarnzentrale kontrolliert werden kann. „Und das ist, wenn die Anfrage bei uns einlangt. Was vorher passiert, haben wir nicht in der Hand.“ Verzögerungen gebe es dennoch hin und wieder: „Wenn die Wetterbedingungen nicht stimmen, wenn es regnet oder Nebel gibt, fliegen die Hubschrauber freilich nicht.“