„Dürfen nicht nur Verwahrstelle für Tiere sein“: Tierheim Wörgl auf Standortsuche
Das Wörgler Tierheim ist nicht mehr zeitgemäß. Der Tierschutzverein will neu bauen. Ende 2022 läuft der Mietvertrag aus, die Standortsuche läuft.
Von Jasmine Hrdina
Wörgl – Mit einem Bell-Chor wird man im Wörgler Tierheim begrüßt. Wer das Haus betritt, steht unweigerlich direkt vor den Hundezwingern. Das freut nicht jeden Besucher – und treibt den Puls der Tiere jedes Mal in die Höhe. Diese ungünstige Situation ist aber nur einer der vielen Gründe, warum der Tierschutzverein für Tirol 1881 nun die Reißleine ziehen und das Haus in der Wörgler Peripherie aufgeben will. „Unser Vertrag läuft Ende 2022 aus. Das nehmen wir zum Anlass, um uns nach einem neuen Grundstück umzusehen und neu zu bauen“, erklärt Vereinsobmann Christoph Lauscher.
Ins Auge gefasst habe man bisher drei Grundstücke – alle befinden sich nicht weit vom derzeitigen Standort. Abgelegen, mit viel Grün rundherum. Erste Gespräche habe es bereits gegeben, doch noch sei alles offen, sagt Lauscher. Benötigt wird jedenfalls das Okay der Gemeinde – für den Neubau braucht es eine Sonderwidmung Tierheim.
Den Standort Wörgl bzw. Kundl wolle man beibehalten. „Das Unterland hat ein riesiges Einzugsgebiet. Wir haben einen enormen Durchlauf an Tieren, das würde man dem Wörgler Heim aufgrund seiner Größe gar nicht zutrauen.“ 381 Katzen, 61 Hunde und 110 Kleintiere wurden allein in Wörgl im vergangenen Jahr betreut, tirolweit (Tierheim Mentlberg, Katzenhaus Schwaz) waren es 1222 Katzen, 378 Hunde und 774 Kleintiere. Von den 147 Reptilien und 1179 Wildtieren ganz zu schweigen.
Seit 2005 nutzt der Tierschutzverein das gemietete Gebäude am Waldrand im Ortsteil Lahntal. Zwar habe man die Struktur an die Bedürfnisse des Heimes angepasst, doch rechtliche Vorschriften hätten sich seither verändert. Der vorhandene Platz reicht für die Zwei- und Vierbeiner nicht mehr aus. Lauscher schildert: „Für die Hunde wäre eine Gruppenhaltung für die Sozialisierung wichtig. Aber selbst die Hundeboxen sind relativ klein.“
Daran kann auch das alte Bauernhaus neben dem Heim, das seit einigen Jahren zusätzlich als Lager bzw. im Sommer als Katzenhaus dient, nichts ändern. „Wir dürfen nicht nur eine Verwahrstelle sein. Wir wollen mit den Tieren arbeiten. Das ist besonders bei Hunden wichtig, um ihre Vermittlungschancen zu verbessern“, betont der Obmann die Bedeutung einer zeitgemäßen Unterkunft.
Wer soll das bezahlen? Hauptgeldgeber des Vereins ist das Land Tirol. Auch die Stadt Innsbruck ist zu Zahlungen verpflichtet, Unterstützung gibt es vom Gemeindeverband. Lauscher rechnet mit „zwei bis drei Millionen Euro. Das wird nicht leicht zu stemmen sein.“ Zudem habe man mit dem neuen Hundebereich im Innsbrucker Heim am Mentlberg genug zu tun – eine Widmung steht noch aus. „Zurzeit hat die Stadt eben andere Probleme.“
Heimleiterin Brigitte Kann sehnt den Tag des Umzugs herbei. Sechs Welpen watscheln zum Gitter im Außenbereich, die Schwänzchen gehen hin und her wie Pendeluhren auf Speed. Vor drei Wochen wurden sie von einem illegalen Welpenhändler in Kitzbühel beschlagnahmt. „Man hat sie viel zu früh von ihren Müttern getrennt“, ärgert sich Kann. „Es wäre so wichtig, jetzt gleich mit ihnen arbeiten zu können.“ Doch das muss warten: Sie sind krank. Bevor sie zu ihren Pflegeplätzen dürfen, müssen sie in Quarantäne bleiben. Doch das gestaltet sich unter den Gegebenheiten des Hauses extrem schwierig.