Alle gegen alle: Chaos-Tage im Aufsichtsrat des BBT
Turbulenzen im Aufsichtsrat der Brennerbasistunnel SE. Italien soll Vorstand Gradnitzer in Frage stellen, Arge-Standpunkt juristisch geprüft.
Innsbruck – Die Arge H51 gegen die BBT-SE, die italienischen Aufsichtsräte gegen den österreichischen Vorstand Martin Gradnitzer, die Landeshauptleute Günther Platter und Arno Kompatscher (Südtirol) gegen rohenden Bauverzögerungen und die Tiroler Opposition gegen den erhobenen Zeigefinger der Landeschefs die- und jenseits des Brenners: beim Brennerbasistunnel scheint derzeit jeder gegen jeden zu kämpfen.
Das dürfte sich gestern auch in der Aufsichtsratssitzung der BBT-SE niedergeschlagen haben, wie es dem Vernehmen nach gegenüber der TT heißt. Wie berichtet, liegt die BBT-Spitze mit der Arge H51 unter Führung der Porr im Clinch. Es geht um technische Details in der Ausschreibung des mit 966 Millionen Euro dotierten Baulos Pfons-Brenner. Wie dick müssen die Tübbinge (Außenringe des Tunnelschachts) sein? Wieviel Last müssen sie tragen können? Der Streit schwelt seit Monaten und sollte in der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag insofern gipfeln, als dass der Vorstand die Kündigung des Arge-Vertrags sowie eine Neuausschreibung empfehlen hätte wollen. Ob es dazu kam, ist unklar. Nach einer Marathonsitzung sollen die Aufsichtsräte mit einem strikten Stillhalteabkommen belegt worden sein. Dem Vernehmen nach dürfte eine Kündigung aufgrund des hohen Prozess- und Entschädigungsrisikos (die Arge hat laut eigenen Angaben bereits gut 150 Mio. € verbaut) hintangehalten werden. Stattdessen sollen weitere vertiefende juritische Prüfungen des Arge-Standpunktes in Auftrag gegeben worden sein. Diese sollen bis zur kommenden Woche Klarheit bringen. Dann will sich die BBT SE auch offiziell äußern. Gestern hies es auf TT-anfrage lediglich, dass „der Entscheidungsprozess zum Baulos noch nicht abgeschlossen“ sei.
Kolportiert wird aber auch, dass die Italiener gestern im Aufsichtsrat die Rechtmäßigkeit der Bestellung von Gradnitzer in Zweifel gezogen haben sollen. (va, mami)