Rund 80.000 Corona-Infizierte an einem Tag in den USA
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen weltweit steigt und steigt. Täglich werden weitere Negativrekorde gemeldet. In den USA erhöhte sich die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Tages erstmals seit Beginn der Pandemie auf mehr als 80.000. Die Johns-Hopkins-Universität (JHU) verzeichnete dort am Freitag 83.757 neue Fälle, rund 12.000 mehr als noch am Vortag. Auch in Frankreich erreichte die Zahl der Neuinfektionen mit über 45.000 ein neues Rekordhoch.
In den USA mit ihren insgesamt rund 330 Millionen Einwohnern wurden nach JHU-Angaben seit Beginn der Pandemie knapp 8,5 Millionen Coronavirus-Infektionen bestätigt. Etwa 224.000 Menschen starben bisher - mehr als in jedem anderen Land der Welt. Wenig besser ist die Lage in Indien (7,8 Millionen Infizierte/rund 118.000 Tote) und Brasilien (5,3 Millionen Infizierte, mehr als 156.000 Tote).
In der EU verzeichnen Frankreich und Spanien mit jeweils mehr als einer Million Infizierten und über 34.000 Toten Negativrekorde. In Frankreich ist zudem die Zahl der Neuansteckungen laut Gesundheitsbehörden so hoch wie nie zuvor: Zuletzt wurden 45.422 neue Fälle gemeldet. Am Freitag waren es knapp 3.400 weniger gewesen. 16 Prozent der Corona-Tests seien positiv. Das sei mehr als doppelt so viele wie im Vormonat.
Die meisten Corona-Toten in Europa verzeichneten Großbritannien (44.600) und Italien (mindestens 37.000). Europa (inklusive Russland) hat damit als zweite Region auf der Welt nach Lateinamerika mehr als 250.000 Corona-Todesfälle zu beklagen. Das ist ein Anteil von 19 Prozent an den global registrierten rund 1,1 Millionen Toten, wie aus einer Reuters-Erhebung aus offiziellen Daten hervorgegangen ist. Die höchste Sterberate weist Spanien auf. Die Zahl der nachgewiesenen Virus-Infektionen in Europa liegt inzwischen bei acht Millionen. Das ist rund ein Fünftel der Ansteckungen weltweit.
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl wütet die Pandemie in Belgien und Tschechien besonders heftig. Belgien hat nur 11,5 Millionen Einwohner und registriert trotzdem höhere Neuinfektionszahlen als Deutschland mit rund 83 Millionen Menschen. Die EU-Seuchenbehörde ECDC meldete am Samstag für Belgien pro 100.000 Einwohner binnen 14 Tagen 1.115,6 Neuinfektionen. Der Trend zeigt nach Angaben von Belga steil nach oben: Im Schnitt registrierte das staatliche Gesundheitsinstitut Sciensano in den sieben Tagen vom 14. bis 20. Oktober 11.201 neue Ansteckungen, 56 Prozent mehr als in der Woche davor. Gasthäuser und Restaurants im Land sind zu, es gelten eine nächtliche Ausgangssperre und strikte Kontaktbeschränkungen.
In Tschechien mit knapp 10,7 Millionen Einwohnern ist die Lage nicht besser: ECDC meldete am Samstag pro 100.000 Einwohner binnen 14 Tagen 1.210,8 Neuinfektionen. Die Gesundheitsbehörden im Land meldeten mit 15.252 neuen Fällen binnen 24 Stunden den bisherigen Rekord-Zuwachs.
Im Nachbarland Slowakei traten am Samstag landesweite Ausgangsbeschränkungen in Kraft. Bis einschließlich 1. November dürfen Bürger ihre Wohnungen nur für den Weg zur Arbeit sowie dringende Besorgungen verlassen. An diesem und den beiden folgenden Wochenenden soll sich fast die gesamte Bevölkerung einem Antigen-Schnelltest unterziehen. Wer nach der Aktion keinen negativen Corona-Test vorweisen kann, muss in eine zehntägige Zwangsquarantäne. Auch mehrere slowakische Abgeordnete haben sich mit Corona infiziert.
In Polen wurde Präsident Andrzej Duda positiv auf das Coronavirus getestet. Sein Sprecher Blazej Spychalski teilte am Samstag auf Twitter mit, der 48 Jahre alte Präsident fühle sich gut. „Wir sind in ständigem Kontakt mit dem Gesundheitsdienst“, schrieb Spychalski. Polen hatte am Freitag mit 13.600 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden einen neuen Höchststand gemeldet. Seit Samstag gelten im Land schärfere Maßnahmen. Unter anderem sind dort nun Restaurants geschlossen, Versammlungen mit mehr als fünf Personen verboten.
Auch andere Staaten Europas greifen inzwischen zu einschneidenden Maßnahmen: Das französische Parlament stimmte am Samstag für eine Verlängerung des Gesundheitsnotstands bis zum 16. Februar. Am Mittwoch soll im Senat über das Vorhaben beraten werden, die abschließende Abstimmung ist für Anfang November geplant. Der Gesundheitsnotstand gibt der Regierung die Möglichkeit, im Kampf gegen das Virus Maßnahmen wie etwa Ausgangssperren oder Beschlagnahmungen im Schnellverfahren umzusetzen.
Im spanischen Corona-Hotspot Madrid gilt seit Samstag eine „nächtliche Schließung“ zwischen Mitternacht und 6.00 Uhr. In dieser Zeit sind öffentliche Zusammenkünfte und private Treffen mit nicht zum Haushalt gehörenden Menschen verboten. In Spanien zeichnet sich angesichts rasant steigender Corona-Zahlen eine Rückkehr zum Alarmzustand wie während der ersten Pandemie-Welle im Frühjahr ab.
In Slowenien schließen die meisten Geschäfte, Hotels, Kindergärten, Studentenheime, Friseurgeschäfte und Schönheitssalons. In Lettland dürfen bei Veranstaltungen in Räumen nur noch maximal zehn Personen zusammenkommen.
In Italien kam es zu Protesten. In der süditalienischen Metropole Neapel gingen in der Nacht auf Samstag Hunderte Menschen gegen eine Ausgangssperre und einen geplanten Lockdown für die Region Kampanien auf die Straße. Es gab zwei Festnahmen, zwei Polizisten wurden leicht verletzt. Die Hauptstadtverwaltung in Rom kündigte die abendliche Schließung beliebter Treffpunkte an Wochenenden an, um Menschenansammlungen zu vermeiden: Freitag und Samstag von 21.00 Uhr bis Mitternacht sollen zentrale Plätze geschlossen bleiben.
Die Regierung in Wales erntete mit einem Verkaufsverbot für etliche Waren in Supermärkten massive Kritik. Als Teil eines temporären Lockdowns dürfen die Märkte nur noch „essenzielle Waren“ verkaufen - selbst Geräte wie Wasserkocher oder Textilien wie Polster und Leintücher, aber auch Postkarten oder Geschirr sind in den Läden mit Plastikfolien oder anderen Barrieren abgesperrt.
In der Türkei hat sich der Bürgermeister der Millionenmetropole Istanbul, Ekrem Imamoglu, mit dem Coronavirus infiziert. Wie der 50 Jahre alte Oppositionspolitiker am Samstag via Twitter mitteilte, begab er sich Freitagabend mit hohem Fieber ins Krankenhaus.