Nächtliche Ausgangssperre in Tschechien seit Mitternacht
Angesichts steigender Corona-Zahlen hat Tschechien erstmals eine nächtliche Ausgangssperre eingeführt. Zum Start gilt sie ab Mittwoch jeweils zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr - in dieser Zeit dürfen die Menschen ihre Häuser nicht verlassen. Die Regierung begründete den Schritt damit, dass private Feiern und Treffen verhindert werden sollen. Indes muss Gesundheitsminister Roman Prymula nach einem Verstoß gegen die von ihm selbst erlassenen Corona-Maßnahmen seinen Posten räumen.
Präsident Milos Zeman werde Prymula entlassen und am Donnerstag den Arzt Jan Blatny zu seinem Nachfolger ernennen, teilte ein Sprecher des Präsidenten am Dienstag mit. Blatny ist der stellvertretende Leiter eines Krankenhauses in der zweitgrößten Stadt Brünn und hat bisher keine politische Erfahrung.
Prymula steht seit vergangener Woche massiv unter Druck: Ein Paparazzo hatte den Minister beim Verlassen eines Restaurants in Prag fotografiert, das wegen der strikten Corona-Regeln eigentlich geschlossen sein sollte.
Prymula hatte angesichts der rasanten Ausbreitung des Coronavirus vergangene Woche strenge Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen erlassen. Nur noch Wege zur Arbeit, zur Familie und zum Arzt sind erlaubt. Auch viele Geschäfte mussten schließen. Am Montag kündigte Prymula zudem eine nächtliche Ausgangssperre an, die am Mittwoch in Kraft treten soll.
Im Sommer war bereits der tschechische Regierungschef Andrej Babis ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, weil er seinen Urlaub auf der griechischen Insel Kreta verbrachte, seine Landsleute aber dazu aufgerufen hatte, in den Ferien zu Hause zu bleiben.
Litauen stellt am Mittwoch unter anderem die drei größten Städte - Vilnius, Kaunas und Klaipeda (Memel) - unter Quarantäne. Hier gelten eine Maskenpflicht in nahezu allen öffentlichen Räumen sowie strengere Einschränkungen für das Kultur-, Freizeit-, und Sportleben. In Norwegen sind die Menschen nun angehalten, nicht mehr als fünf Gäste in den eigenen vier Wänden zu begrüßen. Auch in Frankreich wird über schärfere Maßnahmen nachgedacht. Am Vormittag tagt der Nationale Sicherheitsrat zu Corona.